Spätestens nach einer Urlaubsfahrt über verschiedene österreichische und italienische Kleinstraßen sollte endlich auch bei meiner 2017er MT-07 das Serienfahrwerk aufgewertet werden, wie wir es bereits an der MT-07 meiner Frau gemacht hatten.
Der Umbau
Nachdem ich mit der 2017 umgerüsteten 2016er MT nicht mehr wirklich viel zum Fahren gekommen bin, werde ich Technik und Fahreindruck anhand dieses zweiten Umbaus nochmals vertiefend beschreiben. Wieder habe ich alles über die Firma Haslacher in Thalgau abgewickelt. Erstens schätze ich die sehr kundenfreundliche und akurate Arbeit dort, zweitens hat man immer einen Ansprechpartner für Fahrwerksbelange oder Servicearbeiten vor Ort, und drittens wollte ich auch bei der 2017er MT die serienmäßigen Gabelgleitbuchsen ausgetauscht haben gegen bessere Teile, brauchte also ohnehin einen Fachbetrieb. Es wurde also auch ein komplettes Gabelservice mit Polieren der Federn und weiterer innerer Teile durchgeführt.
Das verbaute Hyperpro Kit hat die Artikelnummer SB-YA07-5AEH, die Gabelfedern bezeichnen sich als SP-YA07-SSA017. Zugstufeneinstellung am Federbein Standard 20 Klicks, Vorspannung 13mm, SAG 10mm. Einstellmöglichkeiten gibt es nur am Federbein, nämlich Federvorspannung sowie Zugstufendämpfung.
Wichtiger Hinweis: Montage des Ausgleichsgefässes
Der Hersteller empfiehlt die Montage des Ausgleichsgefässes vorne rechts am Rahmen unterhalb der Tankabdeckung. Aufgrund meiner Montageversuche empfehle ich, sich an diese Herstellervorgabe zu halten. Wir haben momentan zwar eine andere Montageposition am Heckrahmen gewählt, so wie auf den Bildern gezeigt, aber es kann gut sein, daß ich das demnächst rückbaue. Folgende Überlegungen stecken dahinter: Einerseits ist das Ausgleichsgefäß hier (auch visuell) weniger exponiert und geschützter untergebracht. Andererseits muß man sehr exakt positionieren, was mühsam ist. Es kann bei extremem Einfedern der Schwinge zu leichtem Kontakt zwischen dem Ausgleichsgefäß und dem Plastikschutz über dem Hinterrad kommen. Konkret touchiert bei gezeigtem Aufbau die hintere Schraubschelle bei vollem Einfedern mit der Schraube das Plastik. Die möglichen Montagepositionen für das Ausgleichsgefäß an dieser Stelle sind durch die Rahmenstreben bzw. die Soziusraste leider eingeschränkt. Eine Gefahr stellt das aus meiner Laiensicht nicht dar, denn das Plastikteil ist elastisch und weicht mühelos aus, am Ausgleichsgefäß entstehen keinerlei sichtbare Kontaktspuren. Dennoch ist es nicht empfehlenswert. Andererseits würde das Ausgleichsgefäß bei der empfohlenen vorderen Rahmenmontage unmittelbar beim Zylinderkopf und Kühler zusammen mit der Ölleitung stark aufgeheizt, was gegen die Herstellerempfehlung spricht.
Die Ölleitung ist mit einem breiten Kabelbinder seitlich präzise zu fixieren, so daß es nicht zu Scheuerkontakten, aber auch nicht zu Kontakten beim Einfedern mit dem Schutzplastik des Hinterrades kommt. Die Leitung darf nicht mittig über dem Plastikteil verlaufen, sondern muß nahe bei der hinteren Bremsflüssigkeitsleitung, also in Fahrtrichtung rechts entlangführt werden, damit sie stehts frei verläuft.
Die hier in den Bildern gezeigte Montage-Art des Ausgleichsgefässes entstand nach meinen eigenen Experimenten mit der 2016er MT in meinem Auftrag, ist also keinesfalls als Empfehlung des umbauenden Fahrwerksfachbetriebes aufzufassen, und wer selbst eine Streetbox an einer MT-07 verbaut, kriegt von mir klar den Tip, die diesbezüglichen Montagehinweise des Herstellers zu beachten!
Das Streetbox Fahrwerk
Nach so einem Umbau wird man nicht aufsteigen und sich auf einem anderen Motorrad vorfinden. Im Gegenteil, zunächst drängt sich kein Unterschied auf. Beim ersten Bremsvorgang wird man allerdings sofort erhellt. Offensichtlich bleibt die Gabel erheblich stabiler, weil sie nicht gleich voll eintaucht, sondern beim Bremsen Federwegreserven vorhält. Der labile Schlauchbooteffekt fällt teilweise weg. Daran ist sicher auch das 15er Gabelöl von Hyperpro beteiligt. Natürlich hat man nach Tausch von Gabelfedern und -öl noch keine hochwertige Gabel, aber die Fahrbarkeit verbessert sich.
Interessant wird es dann beim Befahren von verwinkelten Kleinstraßen mit Asfaltwellen, Rissen, Querrinnen. Zunehmend setzt sich dann auch das Federbein in Szene, welches spürbar härter aber nicht unkomfortabler ist. Bereits im Stand beim Runterdrücken bemerkt man die fühlbare Zugstufendämpfung. In Fahrt bedeutet das neue Setup, daß man beim Ausfahren aus längeren Querrinnen nicht aus dem Sitz gehoben wird, weil das Federbein gedämpft ausfedert statt heftig nachzuwippen. Bei harten schnellen Schlägen verbleibt präziserer Bodenkontakt des Hinterrades. Die Schläge sind deutlich und schnell spürbar, werden aber der vormals reinknallenden Spitzen beraubt. Mit dem Serienfahrwerk war das ein Geschepper, und beim Beschleunigen oder beim Kurvenfahren gab es zuweilen Gripverlust.
Dass das neue Setup härter ist, bemerkt man aber auch daran, daß man nicht mehr so leicht mit den Fußrasten aufsetzt, weil das Fahrzeug weniger einsackt, wenn man in Kurven komprimiert wird. Die MT-07 wirkt alles in allem straffer, präziser, ruhiger.
ABE
Leider ist in der von Hyperpro momentan angebotenen ABE die 2017er MT nicht enthalten, obwohl das Kit explizit für die Modelle 2014-2017 geeignet ist. Hier muß man auf einen Nachtrag warten, oder – wie ich demnächst – den Umbau anhand der bisherigen ABE einzeln eintragen lassen.
Eintragung beim TÜV
Stand 5.7.2018 wurde dieser Umbau so wie gezeigt vom TÜV in die Fahrzeugpapiere eingetragen. Der Hersteller hatte mich dazu dankenswerterweise noch mit zwei Unbedenklichkeitsschreiben für die 2017er MT-07 (RM17) versorgt. Ich bin nun nicht mehr auf das Erscheinen des Hyperpro ABE Nachtrags angewiesen und muß darüberhinaus auch nicht die beiden ca 80 seitigen ABE Dokumente für Gebelfedern und Federbein mitführen.
Setup
Stand 23.7.2018 habe ich bei beiden MTs die Zugstufendämpfung in mehreren Schritten verstellt in Richtung offen. Etwa 8 Klicks weiter offen als Auslieferungszustand erhalte ich ein komfortableres Federbein. Das Öffnen der Zugstufe hat auch einen Einfluss auf die hier nicht einstellbare Druckstufe.