Elektromobilität

Als erklärter Mobilitätsfreund wird man sich in Anbetracht der Dringlichkeit gravierender Umweltschutzmassnahmen zu hinterfragen beginnen. Gibt es eigentlich Menschen, die sich leicht tun, auf die althergebrachte Individualmobilität per KFZ zu verzichten? Ich selbst war und bin Nutzer aller Kategorien der Mobilität, vom Zu-Fuß-Gehen über Fahrradnutzung, Moped, Motorrad, Auto, Kleintransporter bis zur regelmäßigen Nutzung der Bahn. Unter all diesem möchte ich nicht gerne auf meine Mobilität per KFZ verzichten. Allerdings erkläre ich mich dazu bereit, meine Usecases und Fahr-Gepflogenheiten anzupassen, zumal einem das inzwischen wirklich schmackhaft gemacht wird.

Allgemeine Situation

Möglicherweise kommen auf uns einschneidende Regulierungen zu, weil sich die Lebensbedingungen in den nächsten Jahren zuspitzen werden und es vermehrt zu Zerstörung kommen wird. Derzeit wird versucht, Elektromobilität durch starke finanzielle Anreize zu beschleunigen, und das beginnt auch bereits unübersehbar zu wirken. So lange es dafür positive Anreize gibt statt Steuerung per Verbot oder Strafen, ist es mir ein Anliegen, das auch zu nutzen. Seit vielen Jahren schreibe ich hier immer wieder mal was zu Fahrten mit E-Fahrzeugen. Das hat immer viel Spaß gemacht, aber erschien schwierig und teuer zu realisieren. Jetzt beginnt für uns endlich die Zeit des Umstiegs und des Ausstiegs bei Verbrennerfahrzeugen. Und ich freue mich drauf.

Individuelle Situation

Man wird nicht jünger. Damit ist schon viel gesagt. Ich glaube, daß es relativ normal ist, daß man mit steigendem Alter mehr auf das Allgemeinwohl und die Umgebung achtet und die eigenen Interessen nicht mehr mit aller Vehemenz verfolgt. Meine Wünsche an die Individualmobilität haben sich über die Zeit geändert, was auch eine Folge des Alltagsstresses ist, der unzähligen Termine, des Zwanges, so oft es geht das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden. Da kommt mir das frühzeitige Interesse an Elektroantrieben sehr entgegen. 2012 konnte ich erstmals ein Elektroauto fahren und stellte sehr schnell fest, daß das exakt mein Ding ist. Im gleichen Jahr ergab sich auch die erste Testsession mit KTMs Elektro Freeride, ebenfalls voll überzeugend, wenngleich wieder eine ganz eigene Sache im Vergleich zum E-Auto.
Ein bemerkenswerter Treffer in der Garage war der kleine preisgünstige E-Roller. Dieses minimalistische Fahrzeug wird bei uns im Alltag ständig benutzt. Es ist ein exzellenter Kompromiss zwischen dem Wunsch nach bequemer Mobilität und minimalem Energieaufwand. Der kleine Roller ist innerorts womöglich das schnellste A->B Verkehrsmittel. Leider war er als preisgünstiges Fernostfahrzeug nicht von Anfang an frei von Nervpotential aufgrund vermeidbarer technischer Macken, aber inzwischen ist er nach einigen Updates im wesentlichen zuverlässig bei extrem niedrigen Betriebskosten nahe an der Nullnummer.
Das eigentlich noch zeitgemäße Motorrad, die MT-07, stelle ich aufgrund des Wegfalls einer bisherigen langen Pendlerstrecke über kleine Landstraßen in Frage. Zum Rumstehen ist die MT zu schade und auch zu aktuell und wirtschaftlich. Die ganz wenigen Langstrecken und weit entfernten abgelegenen Traumstraßen, die ich möglicherweise noch per Motorrad fahren würde, sind ein Usecase, den ich voraussichtlich der Elektromobilität opfere. Sowas geht mit E-Zweirädern nicht leicht.

Elektro

Es ist schwer einzuschätzen, wie die Umgebung reagiert, wenn man Elektromobilität anspricht. Es gibt viele vorgefertigte Meinungen als Totschlagsargumente, und das schaue ich mir gerne für mich etwas genauer an. Es ist ein bisschen ähnlich wie bei der Windenergiediskussion. Seit meiner Jugend stehe ich voller Staunen vor diesen super ästhetischen beeindruckenden Windkraftwerken und kann mich nicht daran sattsehen. Mit billigen Totschlagsargumenten wird man dieser Technologie nicht gerecht.
Immer wieder werde ich selbst in unserer absolut autoaffinen Kleinstadt von interessierten Menschen angesprochen, wenn ich fast lautlos mit dem E-Roller heranfahre. Was das wäre, was es könne, wie viel es koste usw.. Ganz kann man sich dem Reiz des Elektroantriebs nicht entziehen, sowas fällt schon irgendwie auf.
Keine Frage, es werden auch ziemlich sinnfreie Elektrofahrzeuge, schwere E-SUVs, irre Kisten mit gigantischen Akkus und hunderten PS gebaut, die zur aktuellen Umweltthematik in Wirklichkeit nicht viel beizutragen haben außer halt Protzerei. Der E-Roller als anderes Extrem hat einen 10kg Akkukoffer mit Tragegriff, effektiv etwa drei Pedelec-Akkus, mit dem ich bei langsamer Fahrt die frühere sehr zähe Pendlerdistanz nach Salzburg geschafft habe. Und selbst solch minimalistische Mobilität macht mir mehr Fahrfreude als man jemals vermuten würde, aber man braucht Zeit.
Drehen wir die Argumentation mal um: wer sich an die furchtbaren Autos von vor ca 40 Jahren noch erinnern kann, das waren aus meiner Sicht ziemliche Krücken: rostige ölig vergammelnde unzuverlässige Spritschlucker verglichen mit heute. Sowas würde man nicht mehr freiwillig fahren wollen. Leider hat man vor sehr langer Zeit auf dieses Antriebskonzept gesetzt. Es hatte eine extrem langdauernde technische Evolution, wurde bis zur Perfektion entwickelt, aber der grundlegende Nachteil, nämlich die superumständliche Transformation von Verbrennung in mechanische Arbeit mit allen unerwünschten Seiteneffekten der Verbrennung hat man nicht beseitigt.
Nur aufgrund des hohen technischen Entwicklungsstandes macht sich kaum jemand mehr Gedanken, welch ein irrwitziges Werk ein Verbrennungsmotor mit seinen Kolben und Ventilen eigentlich ist, wenn er aus tausenden Explosionen in der Minute unter Aufwendung von Treibstoff, Sauerstoff und Öl mit infernalischem Lärm eine Rotationsbewegung generiert. Würde man heute in einer Parallelwelt mit so einer Erfindung daherkommen, so müsste man sich zweifellos damit abfinden, als exzentrisch durchgeknallter Daniel Düsentrieb bezeichnet zu werden. Bemerkenswert und ärgerlich finde ich zudem, daß erst nach dem großen Dieselskandal, erst nachdem entscheidender Druck auf die Autoindustrie erfolgte, nochmal eine deutlich bessere Generation an Dieselmotoren aus dem Hut gezogen wurde. Motoren mit niedrigerem Verbrauch, geringerer Abgasbelastung und geringerer Lärmentwicklung. Warum ging das nicht früher? Gab es überhaupt Interesse an echtem technischem Fortschritt?
Der Elektromotor verrichtet mechanische Arbeit direkt per Rotationsbewegung, ohne Reibung, ohne Verbrennung, allein aus magnetischer Kraft. Das ist bestens steuer-/regelbar und gemessen an der Baugröße noch dazu sehr stark. Zudem fällt der Wärmeanteil durch die Verbrennung weg. Der Antrieb kann sogar in den Akku zurückspeisen statt per Schleifbremsen kinetische Energie in Hitze umzuwandeln.
Jetzt wo der Hut brennt, versucht man die große Kehrtwende gegen mancherlei Widerstand, Meinungsmache, Gegenpolemik. Hätte man E-Mobilität früher schon in großem Stil begünstigt, so hätte man sich vielleicht viele Umweltkatastrophen erspart und hätte zudem deutlich besser entwickelte Akkus. Leider war das Argument des Erdölreichtums zu stark. Jetzt hat man das zusätzliche Problem, daß ein Teil der Menschen nicht vom althergebrachten Verbrennungsmotor loskommt. Wie gesagt, würden wir seit 100 Jahren elektrisch fahren, und heute käme jemand mit einem neu erfundenen Prototyp namens „Verbrennungsmotor“, dem würde man wohl den Vogel zeigen.
Biotreibstoffe werden nicht viel ändern an der schlechten Energiebilanz von Verbrennungsantrieben, schätze ich. Das Prinzip bleibt gleich. Und – andersherum gesprochen – auch ein möglicherweise horrender Anstieg des Strompreises ändert daran nichts, also die wirtschaftliche Ausnutzung von benötigter Ladeinfrastruktur in einer „freien Marktwirtschaft“. Das wird genau so passieren, um nichts anders als es auch bei fossilen Brennstoffen passiert. Der Markt regelt den Preis. Da müsste man schon unser Wirtschaftssystem komplett umkrempeln, wenn man das verhindern wollte, aber das ist keinesfalls ein Argument gegen das klar bessere Antriebssystem E-Motor.
Und während sich kaum jemand eine Ölquelle samt Raffinerie im Garten errichtet, kann man heute komplette Solaranlagen mieten und betreiben, wer Kohle hat kann sowas auch kaufen, man kann Elektroautos mit Solarzellen pflastern und so Kilometer schinden, bergab und beim Bremsen gewinnt man wieder chemische Energie im Akku zurück. Elektroantriebe könnten theoretisch autark betrieben werden. Da bräuchte man beim Verbrenner wohl einen Holzvergaser dazu, oder gleich den guten alten Hafervergaser mit biologischer Zelloxidationsenergie.
Nicht alle Probleme dieses Antriebs sind bereits gelöst, und weils nun schnell gehen muß gibt es eine Menge Reibungsverluste beim Gewohnheitstier Mensch. Aber die zu lösenden Probleme erscheinen mir erheblich einfacher, als die gewaltige Umweltverschmutzungs-Problematik in die wir seit zig Jahren zunehmend untätig hineinlaufen.
Auf Youtube kann man sich folgendes hochinteressante und aktuelle Video dazu ansehen: AMS Kongress 2021 mit Prof. Maximilian Fichtner – „Transformation der Antriebe“.

Unsere Fahrzeuge

Da man nicht reich ist, kann es nur in kleinen Schritten vorangehen. Dank der fetten Förderung lehnen wir uns mit der Anschaffung unseres E-Twingo als Zweitwagen und Kurzstreckenlösung weit aus dem Fenster. Es ist auch eine große Anpassung meinerseits, wo ich eigentlich kein Autofreund bin, ein Familienauto zwar in Kauf nehme, mehr aber auch nicht. Mit dem E-Auto kommt ein neuer Aspekt hinzu, den Verbrennerautos einfach nicht haben: Autofahren ist neuerdings für mich mehr als nur frustriert und passiv die Zeit abzusitzen. Das Ding fährt supercool, gleichzeitig erfordert diese Mobilität wieder Achtsamkeit, das ist nicht mehr bräsige Bleifuß-Selbstverständlichkeit, gangschaltend-röhrendes Kindertaxi, Von-A-über-B-nach-C-aber-besser-D-nein-falsch-zurück-nach-B Fahrerei, wo man den eigenen Schatten vor lauter Terminen überholen muß. Man muß sich die Fahrten schon besser überlegen, braucht bei langen Strecken u.U. mehr Zeit (bei Kurz- oder Ortsstrecken ist man hingegen flinker), wird auch nicht jede beliebige lange Tour schaffen, hat dafür wieder Freude, und genau das höre ich auch von anderen E-Fahrern. Ja, das ist ein bisschen anders, das ist ein Umstieg, da passiert mehr als nur ein „Motortausch“.
Leider muß man da auch erwähnen, daß die angegebene WLTP Reichweite des Twingo ZE bei kühlerem Wetter real nicht erreichbar ist. Selbst bei absoluter Eco-Sparfahrt nach allen Regeln der Kunst (ich erreiche ggfs. einen Kälte-Verbrauchsschnitt von 13kWh/100km) sind bei voller Ausnutzung des Akkus etwa 150km vorstellbar, aber das macht man nicht. Realistischer werden 120km, denn dann ist der Akku eben noch nicht ganz leer. Fährt man quirlig, und das heisst jetzt nicht „rasen“, dann wird man vielleicht nach 100km an einer Ladestäule stehen wollen. Und wir haben noch nicht Winter. Das sind Werte bei 5°-10°C, trockenem Wetter, minimaler Heizung, teils mit Licht, alles mit Winterreifen. Die lässige Reichweite meiner ersten Sommer-Probefahrt erreiche ich im Winter nicht, aber (Artikelupdate 05/2022) bei wärmeren Temperaturen mit Sommerreifen sieht es anders aus, da ist die Sache erheblich lockerer. Das macht einen sehr großen Unterschied.
Ich war immer Fahrrad- und lange Zeit dann Motorradfahrer, sogar mit mehrjährigem hobbymotorsportlichen Background. Ja, ich hatte meinen Spaß, das sei gerne gesagt, und ich werde ihn auch weiter haben! Während Fahrräder bei mir hauptsächlich den Sportaspekt von Mobilität darstellen, phasenweise schon auch mehr oder weniger im Alltag benutzt werden, aber fast immer eben mit sportlichem Hintergedanken, sind Motorräder oder -roller meine primären Alltagsvehikel, wenn ich nicht schwitzen will oder es mir nach Komfort ist, und das leugne ich genausowenig. Diesbezüglich hat der E-Roller quasi alle meine nichtsportlichen Fahrradfahrten verdrängt, weil es um so viel bequemer aber eben kaum energieaufwendiger ist. Das Ding ist total effizient, leise und nervfrei und sticht aus meiner Sicht innerorts noch dazu alle anderen Fahrzeugarten, weil wieselflink.
Das bisherige Familienauto gibt es noch, aber das parkt voraussichtlich die meiste Zeit. Kurz- und Kurzmittelstrecken gehen voll auf den Twingo. Bei längeren Fahrten hängts von der Fahrt, dem Fahrer und der verfügbaren Zeit ab, wie man es macht. Der Abenteueraspekt langer E-Touren ist reizvoll, und es zeigte sich bereits, daß das Laden unterwegs weniger problematisch ist als erwartet.
Was mache ich jetzt mit der MT-07? Das ist kein Dinosaurier, sondern ein wirtschaftliches kostengünstiges und dabei starkes und fahraktives Allroundverkehrsmittel, aber der Haupt-Nutzungszweck des Pendelns ist weggefallen. Für Urlaubsfahrten besteht zu wenig Möglichkeit. Das wäre noch ein guter Usecase. Lokale Mittelstrecken, typische Erledigungsfahrten im weiteren Umkreis sind auch ein Usecase, aber da kommt ein potentielles Elektro-Zweirad ins Spiel. Sowas ginge sehr schön elektrisch, selbst mit ein oder zwei Ladepausen. Vielleicht kommt ja doch noch eine Förderung für Einspur-KFZ mit E-Antrieb. Es gibt sicherlich einen Anteil von Motorradfahrern, die ihr Fahrzeug nicht nur „zur Gaudi“ benutzen, sondern eben als Verkehrsmittel. Und letztendlich ist es für die Umwelt egal, aus welchem Grund jemand Sprit verbrennt.
Wie schon angedeutet, wäre mein neues „großes“ Zweirad-KFZ vielleicht der CE 04. Und da weiß ich inzwischen schon viel mehr und werde hoffentlich baldmöglichst Details schreiben. Daß ich damit auf einen Teil der motorradtypischen Fahrdynamik leichter Motorräder zu Gunsten von Komfort und Alltagstauglichkeit verzichte, ist mir bewusst. Da wären wir wieder beim oben angesprochenen Thema des Alters. Den Kompromiss gehe ich vielleicht ein. Der gewohnte Motorrad-Fahrspaß substituiert sich durch das viel bessere elektrische Fahren, unter Verzicht auf das Quäntchen mehr Fahrphysik oder Fahrdynamik, die man mit einem herkömmlichen Motorrad vielleicht hätte. That’s the plan.

Twingo Experience

Hier seien mal die ersten Erfahrungen mit dem neuen Twingo ZE Vibes nach ca 800km und bereits einigen langen Etappen nachgereicht. Die WLTP Reichweite des Herstellers von 190km ist bei kühleren Temperaturen von derzeit 4°C bis etwa 14°C unerreichbar, egal wie sparsam man fährt. Mit einem Schnitt von 13kWh/100km habe ich mir da bei einer 270km Reise bereits größte Mühe gegeben, bei einer 130km Überland-Fahrt ohne Zwischenladen sogar glatte 12,0kWh/100km Schnitt erlebt, aber mehr als 150km bis zum völlig leeren Akku (was man ja eher unterlassen sollte!) wären da wohl nicht drin. Die 130km sind bei sparsamer Fahrt realistisch, 100km kommt man sicher, auch wenn man frischer und quirlig fährt (Überlandfahrt). Dies alles mit Semperit Winterreifen (Fotos zeigen die Winterräder) und wenig Beladung, geringe Heizung, teils mit Licht.
Fährt man unbedacht mit viel Beschleunigung ohne Eco Modus, so werden aus den 13kWh/100km schnell 20kWh/100km. Kann man machen, ist cool, weil der Twingo zumindest von 0-70km/h richtig abgeht, und auch drüber reicht es gut zum Überholen auf Landstraßen, sofern eben der Eco-Modus ausgeschaltet ist.
Bei meiner Sommer-Probefahrt hatte ich einen Verbrauchsschnitt von mehr als 13kWh/100km und bin damit viel weiter gekommen. Also im Sommer wäre der WLTP Wert eventuell zu schaffen gewesen.
Anyway, das nehme ich so hin, denn der E Twingo ist ein Klasse Auto, und ich mag echt nicht mehr anders fahren. Da ist man sofort auf dem Elektrotrip. Herkömmliche Autos sind stinklangweilig im Vergleich, was mehrere Gründe hat, also nicht nur die elektrotypisch gute Beschleunigung.
Wir lernen noch dazu in Bezug auf die „Connectivity“ des Easy Link Systems, der App, der Wallbox samt App und solcher Dinge. Da gibts sicherlich noch das eine oder andere Fragezeichen, aber i.W. kommen wir klar. Das externe Laden klappt auf Anhieb gut, sofern Ladestellen frei sind. Das ist das Hauptproblem dabei.
Generell empfiehlt es sich, bei längeren Fahrten einfach mal ein bisschen zwischenzuladen wenn es sich ergibt. An 22kW Ladesäulen gehts echt schnell, da reicht eine Kaffeepause aus für nennenswert Zusatzkilometer. Mir gefällt der Gedanke, daß – wenn man pro Liter Benzin 8,5kWh Heizwert annimmt, man hier umgerechnet über die Akkukapazität mit einem 2,5l Benzintank unterwegs ist. Das ist verrückt und mit einem Verbrenner nicht vorstellbar, zumal das Fahren so viel Spaß macht.
Der Fahrkomfort mit dem Auto ist super, das Fahrwerk ist voll alltagstauglich. Beim Überfahren beispielsweise schräger Kabeltunnel o.dgl. merkt man zwar, wie es nachwackelt usw., aber das stört beim normalen Fahren nicht. Man fährt insbesondere sehr angenehm auch im Überlandbetrieb. Das Navi routet zuweilen etwas eigenartig, da muß man aufpassen. Da es aber eine Selbstlern-Funktion gibt, die ich aktiviert habe, kann ich das momentan nicht wirklich beurteilen. Die Zusatzfunktionen in Bezug auf Lademanagement sind gut. Die Ladeintelligenzfeatures, Vorklimatisierung usw. scheinen fürs erste gut zu funktionieren.
Ziemlich doof finde ich die Lösung mit dem „Schalthebel“, der den Funktionen eines Automatikgetriebes nachempfunden ist. Hier würde ich mir eine elegantere Lösung wünschen, die rein für Elektroantrieb optimiert ist, statt auf veraltete Technik zurückzuweisen. Inwieweit alle Stellungen dieses Hebels überhaupt notwendig sind, ob die Reihenfolge der Stellungen so wie sie ist sinnvoll ist, ob man in der P-Stellung wirklich die mechanische Blockade braucht, das hinterfrage ich sehr. Es gibt kein Getriebe in dem Sinn, auch kein Automatikgetriebe, also sollte man die Bedienung m.E. dem supereinfachen Elektroantrieb anpassen. Für meinen Geschmack rührt man da viel zu häufig an dem Hebel um. Das nervt. Die Einstellung der Rekuperation nutze ich oft, die würde ich mir eher am Lenkrad wünschen statt an dem sperrigen Hebel, insbesondere weil die Einstellung vergessen wird, sobald man in Ebene 1 zurückschaltet. Der Eco Knopf ist unnötig schwer erreichbar, der gehört für mich auch ans Lenkrad oder in den unmittelbaren Bedienbereich.
Was mir persönlich zum totalen Luxus fehlt, ist eine Abblendautomatik, sowie ein autonomer Bremsassistent mit Fußgängererkennung für den Horrorfall des zwischen geparkten Autos rauslaufenden Kindes. Der Prozessor und/oder die Software des Navi Subsystems ist grotesk lahm. Das lagged massiv. Abgesehen davon bin ich mit der Ausstattung und Wertigkeit happy.

Fahrzeugbilder

Twingo ZE Vibes Sondermodell 2021 in Farbe Pyrenäenweiß (Standardweiß) mit Renault Winterrädern

Go-E Charger Wallbox

Go-e Wallbox
Go-e Wallbox

Nachdem wir inzwischen auch eine fachgerecht installierte Wallbox vom Typ Go-E Charger Typ 3 haben, schreibe ich ein Gsetzerl dazu. Die Einrichtung des Wlan an dieser Wallbox hat etwas gefuchst und Zeit gekostet. Die Wallbox macht auf jeden Fall selbst ein eigenes isoliertes Wlan, in das man sich mit dem Smarthphone und der Go-E App erstmal reinhängt für die Initialkonfiguration. In diesem Modus kann man der Wallbox dann auch die Credentials fürs Haus-Wlan geben, damit sie sich mit der Go-E Cloud verbindet, und man den eigenen Charger dann von überall im Internetz erreichen und konfigurieren kann. Voraussetzung ist natürlich, daß die Wallbox in der Garage das Haus-Wlan erreichen kann. Dafür musste ich einen weiteren Repeater anschaffen. Aber Vorsicht: lt. Go-E FAQ funktioniert die Wallbox nicht an einem Mesh Repeater. Man darf also den Repeater nur ins Wlan, nicht aber ins Mesh konfigurieren. Ich hatte zunächst den Doppelfehler, daß das Wifi ein Leerzeichen in der SSID hatte, und der Repeater als Mesh Repeater konfiguriert war. Als ich beides abgestellt hatte, funktionierte die Wallbox-Cloud-Connectivity dann endlich. Hat etwas gedauert, insbesondere weil ich Tomaten auf den Augen hatte, was das Leerzeichen im Wifi Namen betraf, an das ich so gewohnt war, daß ich es schlicht nicht mehr gesehen habe.
Als nächstes konnte ich dann über die Go-E Cloud ein Firmware Update der Wallbox anstossen. Das lief bis Fortschrittsbalken 42%, dann stagnierte es, die Verbindung brach ab, und der LED Ring war halb gelb und halb rot, hin und wieder mit blauem Blinken. Man ist ja generell bei Updates einiges gewohnt, also no panic, etwas googeln, und in der Tat, ich fand Userberichte, die empfahlen, die Wallbox mal stromlos zu machen. Gesagt getan, die drei Sicherungen aus, warten, wieder ein, und die Wallbox ging wieder und hatte sogar die neue Firmware drauf. Das lief dann erstmal eine Weile, dann häuften sich grundlose Abstürze (roter LED-Ring). Habe nach mehreren solchen Vorfällen mit erneutem stromlos Setzen dann letztendlich entnervt die Reset-Karte gezückt und alles nochmal neu konfiguriert. Und siehe da, auf einmal gab es nochmal ein neues Firmware Update, welches sich ohne Zwischenfälle oder Absturz einspielen liess. Jetzt läuft das Ding erstmal wieder ohne Macken wie es soll.
Ist ein ziemlich cooles Teil. Wir überlegen den unterstützten aWATTar hourly Stromtarif, sofern man den mal wieder kriegt. Dann wird das Laden wirklich billig. Bis dahin lade ich per Ladeprogramm kontrolliert nachts um Ultimo, um Stromspitzen im Netz zu umgehen. Als Ladestrom stelle ich 10A statt 16A ein. Schont vielleicht den Akku, und Zeit hat man ja im Schlaf.

Realpolitik

22.10.2021: Dieser Blogartikel hat es mir angetan, und deshalb weiter im Text. 1200km haben wir mit dem E-Twingo inzwischen runter, und das allermeiste der zu erwartenden Arbeiten und Bürokratie wegen Förderungen, Vorabklärungen, Finanzierung, Wallbox, Angebote, Termine, Eigenleistung (Gartenleitung verlegen), Ladekarten und -anbieter, sowie Aufwand mit mehreren neuer Smartphone Apps samt deren angebundener Cloudsysteme ist erledigt. Ruhe kehrt wieder ein. Die grundlegende Funktion ist sichergestellt, die Wallbox tut wie sie soll, und wir hatten zudem eine steile Lernkurve beim externen Laden. Soweit ist das nicht ungewöhnlich.
Kürzlich gab es öffentlich ein Review eines neuen Hightech E-Autos, bei dem auch alles perfekt und toll war, aber der Urheber, anscheinend technisch durchaus interessiert und kompetent dann schlußendlich in der letzten Szene in seine alte Knatterkiste stieg mit den Worten, das wäre alles noch ein bisschen zu mühsam. Ein für mich echt befremdliches Fazit. Grund schien zu sein, daß eine Langstreckenfahrt aufgrund irgendwelcher Ladeschwierigkeiten 2h länger gedauert hatte als ursprünglich errechnet.
Sowas ist mir absolut unverständlich. Was hier bei uns passiert, sieht komplett gegenteilig aus. Der Familienkombi – ein aktueller preisgünstiger und guter Mittelklassewagen für Normalmenschen – dauerparkt, und ich muß ernsthaft dafür sorgen, daß die Batterie sich nicht entlädt. Alle geiern auf den kleinen „lowtech“ E-Twingo, der quasi „im Dauereinsatz“ ist, also wirklich alle Fahrten übernommen hat, die familiär und auch beruflich anstehen. Darauf hatte ich gehofft, und so ist es auch. Probleme beim externen Laden haben wir erlebt, und einmal wars sogar richtig ärgerlich. Immerhin, der grösste Teil der Ladestops verlief technisch problemfrei. Stressig finde ich die Situation, daß einfach keine Ladesäulen frei sind, und man Alternativen suchen muß. Das ist für mich das Mühsamste an der Sache. Daß eine E-Fahrt über längere Strecken speziell mit dem kleinen Twingo länger dauert als mit dem Benziner, das war klar. Im Gegenzug versichere ich, daß innerorts und auch im Kurzstreckenbetrieb über Land der Twingo ein extrem flinkes Fahrzeug ist, welches quasi alle normal gefahrenen Verbrenner in diesem Modus alt aussehen lässt. Man wird meistens ausgebremst, schläft fast ein, weil man mit dem Twingo – anders als mit dem Motorrad oder E-Roller – halt nicht „harmlos mogeln“ kann. Also da ist das kleine E-Auto ganz anders unterwegs, als im dahinrollenden Ecobetrieb auf Autobahnetappen oder großen Schnellstraßen/Bundesstraßen. Abgesehen davon ist es auch cool, nurmehr zum Autowaschen an Tankstellen fahren zu müssen.
Ich werde auf dieses Fahrzeug keinesfalls mehr verzichten, das ist unsere Mobilitätszukunft. Da geht kein Weg mehr zurück. Es ist jetzt in sehr kurzer Zeit ganz viel passiert, genau wie ich es erhofft hatte seit meiner elektrischen Erstfahrt vor knapp 10 Jahren. Ja, das ist so cool, wie es sich damals angefühlt hat, und somit mache ich gerne die notwendigen Kompromisse, auch wenn bestimmte Fahrten dann mal länger dauern. Keine zehn Pferde würden mich als Technikfreund in was auch immer für eine Verbrennerkiste zurücktreiben.
Wie es mit dem Familienauto weitergeht, das muß man sehen. Das hängt natürlich auch von der möglichen Optimierung der statischen Kosten ab: Versicherungsänderung, Servicekosten bei wenig Kilometern, usw.. Vorerst behalten wir dieses Langstreckenauto für die Fälle, wo es anders echt schwierig würde, speziell wenn die gesamte Familie unterwegs ist. Bei drei Fahrern in der Familie kann man das vorübergehend mal machen, trotz des Luxusfaktors eines Zweitwagens, und dann sehen wir weiter. Ein weiteres Verbrennerfahrzeug wird hier nicht mehr angeschafft, das kann ich sicher sagen. Und an alldem hat sich auch nach über 33.000km mit dem Twingo ZE nichts geändert (Artikelupdate August 2023)

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