Motorrad Lederoverall einlassen

Viele Patentrezepte gibt es für die Inbetriebnahme neuer Lederschutzbekleidung. Wer Motorsport betreibt oder einfach mit Schweiß beim Fahren rechnen muß, wird länger Freude an der Lederbekleidung und viel weniger Geruchsprobleme mit dem Teil haben, wenn vor den schweißtreibenden Einsätzen etwas vorgebeugt wird. Meine eigenen Erfahrungen damit begannen einst mit einem teuren hochwertigen Paar Lederhandschuhe, welches nach nur 2 Jahren regelmäßigen Trainingsgebrauchs beim sehr schweißtreibenden (Indoor-) Supermoto vollkommen zerlöchert waren, wie wenn sie von Mäusen zerfressen worden wären. Eine Untersuchung beim Hersteller brachte die Information zutage, daß das inzwischen auch sehr brüchig gewordene Leder der Handschuhe durch permanente Schweißeinwirkung zersetzt worden war und irreparabel kaputt war (offensichtlich…). Den Preis dieses Paars Handschuhe habe ich damals als Lehrgeld verbucht, es mangelte klar an Pflege. Mein damaliger Händler hatte mir netterweise das nächste ähnlich teure Paar dann billiger verkauft, und dieses besitze und nutze ich dank des beschriebenen Verfahrens bis heute, ohne dass es zu irgendeinem erkennbaren Lederverschleiss gekommen wäre (wohingegen die in den Rutschflächen vorhandenen Nieten durchaus bereits Verschleiß zeigen).

Prozedur und Langzeitwirkung

Alne Motorsport Lederoverall
Massanzug fuer Supermotoeinsatz im Winter in der Halle (keine Perforation, herausnehmbares Futter)

Meine erste hochwertige und vielbenutzte Supermoto-Lederkombi, die ich mir vor ca 10 Jahren für Motorsporteinsätze gegönnt hatte, wurde aus Vorsicht vor dem Ersteinsatz genau wie das bereits erwähnte zweite Paar Handschuhe eingefettet. Ich fette das Leder der Kombi primär von der rauhen Innenseite her ein, wo es sich mit dem Fett vollsaugen kann. Natürlich geht das nur, wenn das Futter herausnehmbar ist.
Mit einem weichen Lappen wird das Fett satt und gleichmäßig ins Leder eingerieben und massiert, am besten bei relativ warmen Bedingungen, so daß das Fett weich ist und besser einzieht. Das kann 2 Stunden dauern. Danach hänge ich den Anzug an einem trockenen warmen luftigen Ort aus und lasse das Fett weiter einziehen.
Auch bei den Handschuhen mache ich es prinzipiell so, allerdings ist hier Vorsicht geboten, weil das Leder nach der Behandlung einige Zeit sehr rutschig ist, was im Falle von Handschuhen sowohl an der Innenseite als auch an der Außenseite den Fahrablauf stören kann. Dies bessert sich im Lauf der Zeit beim Fahren und auch beim Waschen. Ob man mit dieser Rutschigkeit der Handschuhe im Fahrbetrieb umgehen kann, muß jeder selbst entscheiden.

Lederfett

Centralin Lederfett
Centralin Lederfett
Als Lederfett verwende ich Centralin in farblos. Das geht für alle Lederfarben (insbes. auch weiß), ohne zu einer Farbveränderung zu führen. Zudem ist es nicht parfürmiert, so daß die Bekleidung keinen unpassenden oder unangenehmen Geruch annimmt. Das Gewand riecht dann nur nach Lederfett, und das bleibt auch für längere Zeit und nach mehreren Einsätzen so. Bei der Prozedur kriegt das Leder auch von außen einiges vom Fett ab, und ich achte besonders darauf, daß auch die Nähte mitgefettet werden. Für einen neuen Lederoverall sind etwa 2 Dosen Centralin zu veranschlagen. Meine alte Supermotokombi dankt mir diese Behandlung durch tadellosen weichen Zustand bis zum heutigen Tag, zudem hat dieser Anzug bereits den einen oder anderen heftigen Rennstreckensturz ohne Beschädigung (abgesehen von Farbabrieb) überstanden.
Für die damals ebenso behandelten neuen Lederhandschuhe gilt das gleiche. Bei Handschuhen muß man allerdings verstärkt auf geruchsmindernde Maßnahmen achten. Hier verwende ich gelegentlich Desinfektionsspray, man liest und hört auch von Tiefkühlnächten, die entsprechende Bakterien abtöten, und natürlich ist hin und wieder eine Lederwäsche sinnvoll oder nötig.

Das Einfetten habe ich nach manchen (aber nicht allen) Wäschen wiederholt. Grundsätzlich wirkt das satt aufgetragene Lederfett recht lang in dem Material.

Vorteile

  • Verringert das Ansaugen des Leders mit Schweiß, und damit auch die langfristige Zersetzung des Leders
  • Hält Leder und Nähte geschmeidig und verhindert Versprödung und Abreissen der Fäden
  • Verringert den Lederabrieb bei Stürzen
  • Macht das Leder etwas resistenter gegen Eindringen von Wasser

Bitte beachten

  • Direkt nach dem Einfetten ist das Leder rutschig. Beim Anzug ist mir das egal. Bei Handschuhen erfordert es ggfs. genaue Aufmerksamkeit oder eine Abänderung der Prozedur. Die Rutschigkeit lässt im Lauf der Zeit nach, aber ist auf jeden Fall vor der Anwendung zu bedenken.
  • Wer unter dem Leder normale Kleidung trägt, darf sowas natürlich nicht machen, weil die Klamotten dann sicherlich Fett abkriegen und womöglich versaut werden. Da aber ohnehin bei Leder in Verbindung mit Feuchtigkeit immer Abfärbegefahr besteht, ist dies wohl nicht sonderlich relevant.
  • Ich habe bei all meinen Teilen beste Langzeiterfahrungen mit der Prozedur, aber selbstverständlich sind Herstellervorschriften usw. zu beachten, bzw. kann ich selbstverständlich keine Garantie abgeben, daß das Verfahren materialverträglich ist.
  • Um langfristig unangenehmen Geruch zu verhindern, sind weitere Maßnahmen erforderlich, insbes. auch Lederwäschen, Frosten der Kleidung oder schonendes Desinfizieren. Der Lederanzug selbst ist da bei mir eigentlich sehr unproblematisch. Mehr Aufwand erfordern allerdings die Handschuhe.
  • Im Zweifelsfall, wenn einem die hier beschriebene Fettungsprozedur unpassend oder unangenehm erscheint, bitte lieber anderweitig im Web weitersuchen. Es gibt zahlreiche Ideen, Rezepte, Prozeduren usw.. Das hier beschriebene Verfahren taugt für mich insbes. auch im Hinblick auf Langzeitwirkung sehr gut. Aber das heißt natürlich nicht, daß es nicht noch (individuell) bessere und geeignetere Verfahren gibt.

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