Rose X-Lite Four Disc

Mit dem Pedelec erfolgreich antrainiert, nun zurück auf dem Renner nach gut 2-jähriger Abstinenz. Natürlich, ein gewisser kniebedingter Reha-Bedarf war und ist vorhanden, aber letztendlich war dann auch die Lust an der Technik ausschlaggebend, nachdem ich dieses Versender-Rennrad vor wenigen Monaten mehr oder weniger zufällig bei Webrecherchen für einen Freund entdeckt hatte (welcher es sich übrigens auch bestellt hat). Rose bietet damit nicht nur ein wirklich schön gestaltetes leichtes Rennrad auf dem aktuellen Stand der Technik zu erschwinglichem Preis, sondern gibt sogar individuelle Konfigurationsmöglichkeiten. Die Folge war eine Lieferzeit von mehreren Wochen, und das Warten hat sich gelohnt.

Rose X-Lite Four Disc am Bruckberg in Marktl
Rose X-Lite Four Disc am Bruckberg in Marktl
Rose X-Lite Four Disc am Bruckberg in Marktl
Rose X-Lite Four Disc am Bruckberg in Marktl

Vorgestern wurde das Rad von mir aus der Versandkiste endmontiert und mit meinen Look Keo3 Pedalen versehen. Die vordere Bremszange musste dabei wegen leichten Anschleifens neu justiert werden. Ansonsten war die Vormontage der Komponenten gut. Zusätzlich wurden die Laufräder auf schlauchlos umgerüstet. Felgen und Felgenband waren bereits von DT Swiss serienmässig für tubeless vorbereitet. Schwalbe Pro One tubeless Bereifung war als gewählte Konfigurationsoption bereits aufgezogen. Die Schläuche wurden natürlich entfernt. Mit vorab beschafften 40mm Schlauchlosventilen (Länge 30mm hätte gereicht!) und etwas Dichtmilch war der Umbau also schnell bewältigt. Bei der heutigen Erstfahrt über Marktl, den Bruckberg, Untertürken, den Braunsberg, Gensleiten, Taubenbach und Eggstetten wurden Grundeinstellungen vorgenommen. Das war in diversen Iterationen vor allem die Sattelposition und -höhe. Später wurden noch die unglaublich hässlichen montierten Billig-Vorbauspacer durch Carbonspacer ersetzt. Das klingt jetzt lächerlich, war aber visuell ernsthaft ein Graus, insbes. weil diese grobschlächtigen vormontierten Ringe nichtmal formschlüssig passten, sondern einen leichten seitlichen Versatz aufwiesen.

Rahmenhöhe

Lange hatte ich abgewägt zwischen 53er und 55er Rahmenhöhe. Ein Besuch im Rose Shop in München brachte die etwas vage Erkenntnis, daß der 53er Rahmen zumindest barfuß wohl gut passen könnte (die Look Schuhe bauen andererseits hoch), aber zum 55er Rahmen war nichts herauszubringen. Aufgrund der Schrittlänge in Bezug auf die Größentabellen des Herstellers, sowie weiterer Überlegungen entschied ich mich für den 55er, und während der langen Wartezeit überkamen mich immer wieder Zweifel. Beim 53er Rahmen hätte ich den Sattel relativ weit herausziehen müssen. Andererseits wäre der Rahmen weniger gestreckt gewesen. Die 55er Größe mit dem konfigurierten kürzeren 70er (statt 90er) Vorbau und den ebenfalls konfigurierten Spacern drunter passt ganz gut. Aber ich vermute nach wie vor, daß die 53er Rahmenhöhe eine valide Option gewesen wäre.

Rose X-Lite Four Disc 2018 grau
Rose X-Lite Four Disc 2018 grau
Rose X-Lite Four Disc 2018 grau
Rose X-Lite Four Disc 2018 grau

Erkenntnisse der Erstfahrt gab es auch. Erstaunt hat mich die Schaltqualität der neuen Ultegra STI Griffe mit hydraulischen Scheibenbremsen. Das geht wie ein Uhrwerk, und auch beim Umwerfer vom großen auf das kleine Blatt läuft der Schaltvorgang sehr geschmeidig. Meine sehr defensive Wahl der Übersetzung (34/50 vorne, 11-34 hinten) ist im Moment realistisch. Das Rad wirkt insgesamt relativ kurz übersetzt, man ist schnell am großen Blatt und auf den kleineren Ritzeln, aber man kann immer noch gewaltig Speed machen, wenn es bergab nötig wäre. Bergauf ist 34-34 wirklich angenehm, insbes. da ich mich damit verstärkt und dennoch vorsichtig wieder an effektiven Wiegetritt hinarbeiten kann (und muß). Der Renner bietet dafür ideale Voraussetzungen, weil ich viel Gewicht über die Arme in den Lenker bringen kann, somit im Wiegetritt feinfühliger und kontrollierter mit den Beinen arbeiten kann, um meine noch vorhandenen Defizite weiter zu verbessern. Die Scheibenbremsen funktionieren wunderbar, wobei es heute warm und trocken war. Bei nassen Witterungsverhältnissen wird man noch sehen. Dank dem steifen Carbonrahmen samt Steckachsen kommt es auch im Wiegetritt nicht zu einem wechselseitigen Anschleifen der Bremsscheiben o.dgl.. So manches MTB hat dabei Probleme. Das Rad hat eine dämpfende Sattelstütze, und ich bilde mir ein, daß man diesen Komfort beim Fahren auch spürt. Zumindest ist es im Sattel auch bei etwas rauheren Straßen nicht knallhart.

Mehr Highlights

Neben dem schnörkellosen und hübschen Leichtbaurahmen gefallen mir am X-Lite Four Disc einige weitere Details sehr gut. Allem voran mag ich den nur auf den ersten Blick unauffälligen robusten tubeless Scheibenbrems-Laufradsatz P1750 Spline von DT Swiss. Ein Radsatz mit 24 Messerspeichen pro Rad, schwarzen Steckachs-Straightpullnaben und asymmetrisch gebohrten Felgen mit darüberhinaus asymmetrischem Querschnitt. Das ist schon sehr gefinkelt und führt zu einer beidseitig gleichen Speichenspannung dank identischen lateralen Speichenwinkels. Eine solche Konstruktionsweise kenne ich noch von den sehr leichten teils radial gespeichten Smolik Wheels am ehemaligen Rennrad meiner Frau, wo ebenfalls asymmetrische Felgenquerschnitte zum Einsatz kamen.

Die Ultegra Bremszangen und -scheiben machen sich ausgezeichnet am Rennrad und funktionieren exzellent. Man darf sich durch die gute Bremsleistung nicht dazu verführen lassen, schulmässig nur zwei Finger an den Hebeln zu lassen, denn im Falle einer Starkbremsung bzw. Notbremsung reicht der Platz zwischen Hebel und Lenker dank der innerhalb liegenden STI Schalthebel nicht aus für die verbleibenden Finger am Lenker. Man würde sich in fataler Weise selbst behindern, weil man die Hebel nicht weit genug ziehen könnte. Deshalb alle Finger an die Bremshebel, wenn eine stärkere Bremsung bevorstehen könnte, auch wenn dies für die Bremsleistung gar nicht nötig ist.
Trotz filigraner Streben sind die Züge innenverlegt. Ein wirklich elegantes Technikgebilde. Genau mein Ding.

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