Eines der lt. Webstats gefragtesten Themen dieses Blogs ist die Shimano Alfine SG-S700 11-Gang Schaltnabe in meinem Mountainbike. Im Mai 2012 hatte ich mein MTB von der 8-Gang Version auf die 11-Gang Version umgerüstet. Bei meinen Forschungen zu dem Thema war ich auf gemischte Informationen gestossen, so daß ich nicht sicher war, ob die 11er Nabe die von der 8er Alfine gewohnte Zuverlässigkeit erreichen würde.
Nabenölwechsel
Unter anderem waren unterschiedliche Aussagen zum Zustand des (extrem teuren) Öls in der Nabe zu finden. Mein verspäteter Erstölwechsel fand vor wenigen Tagen statt, also nach mehr als 2 Jahren (statt wie von Shimano gefordert nach 1 Jahr), und das Altöl ist hier zu sehen:
Abgesehen von der deutlich zu geringen Füllmenge sieht das Altöl für mich einwandfrei aus. Das von Shimano für diese Nabe vorgeschriebene Nabenöl ist grün, was man auch am Altöl noch sehen kann. Das Altöl ist noch transparent, hat aber schwärzenden Abrieb gebunden. Ölkonsistenz ist in Ordnung, ähnlich wie das Frischöl. Weder Emulsion, noch irgendein Dreck waren im Öl zu finden. Einen Grund für die zu geringe Füllmenge kenne ich nicht. Die Nabe schien dicht zu sein. Vermutlich bleibt einfach ein nennenswerter Teil der trockenen Erstbefüllung in der Nabenmechanik verteilt. Beim Ablassen des Öls habe ich die Nabe erwärmt und mir viel Zeit gelassen, sowie mit der Befüllspritze am Ablassschlauch gesaugt, um alles zu erwischen.
Die Nabe in der Praxis
Nach der gestrigen Schlammfahrt mit Rottal-total ist es mal wieder Zeit für ein kurzes Fazit zur Alfine 11-Gang Nabe. Bei derartig dreckigen Bedingungen möchte man meinen, daß eine dichte und gekapselte Nabenschaltung Vorteile gegenüber der offen laufenden Kettenschaltung hat, und der Pflege- bzw. Wartungsaufwand reduziert wird. Das kommt auch in etwa hin. Allerdings darf man nicht vergessen, daß die Antriebskette nach wie vor offen läuft, und auch die Schaltzuganlenkung nicht vor Dreck geschützt ist. Die Alfine Schaltnaben sind sensibel was die Schaltzugspannung angeht. Gerät Schmutz in den äußeren Mechanismus der Zuganlenkung an der Nabe, so kommt es verstärkt zu Schaltfehlern, weil die nötige Feineinstellung nicht mehr gegeben ist. Kettenschaltungen kann man ggfs. brutaler und somit auch schneller bedienen, wohingegen die Alfine 11er Schaltnabe mit dem etwas schwergängigeren Druckhebel Sekundenbruchteile länger für den einen oder anderen Schaltvorgang (insbes. auf die kleinen Gänge) braucht. Das kann bei schwierigen Offroadbedingungen manchmal frustrieren, wenn man nicht mehr rechtzeitig in den kleinen Gang kommt und runter muß. Umgekehrt ist eine Kettenschaltung nicht im Stand schaltbar – mit der Schaltnabe kein Problem.
Die Reinigung und Pflege der gesamten Schaltung nach dem Schlammeinsatz hingegen ist dann ein Klacks, verglichen mit der mühsamen Zerlegung und Reinigung einer verschlammten Kettenschaltung. Allein das ist schon Gold wert.
Frühere Einsätze zeigten, daß die Nabe auch bei winterlicher Kälte einwandfrei schaltet. Und auch bei einem leichten Dirtparkeinsatz gab es keine Probleme.
Die gestrige Tour
Reiner Weyrauther von Rottal-total.de hat diese MTB-Tour auf der Strecke des Bad Griesbachers Nordic Walking Marathons auf die Beine gestellt. Die Streckenführung war nicht nur für Walker, sondern auch für MTB Fahrer toll, mit zahlreichen engen Wurzelpfaden, teilweise Trialpassagen und schwierigen Abschnitten. 13 Leute waren insgesamt dabei, und ich muß meinen Respekt aussprechen. Allein wäre ich unter diesen Umständen niemals gestartet, sondern hätte mich auf den Crosstrainer im Keller verzogen.
Aufgrund des Sauwetters wurde die Radrunde schon beim Start um 10km verkürzt. Die 34km haben auch so gereicht. Mir war während der Runde leider das Wasser ausgegangen, so daß ich dann gegen Ende aufgrund starken Dursts ziemlich eingebrochen bin. In unserem völlig verdreckten durchnässten Zustand war auch an eine Einkehr nicht zu denken. Bei der Heimfahrt von Bad Griesbach mit dem Auto hielt ich an einer Tankstelle, wo ich trotz der gewechselten Klamotten kaum eines Blickes und schon gar keines Grußes gewürdigt wurde.
Zu den Fotos: Bei Facebook finden sich die Tourfotos von Rottal-total.de. Zwei davon habe ich mir für mein Blog ausgeborgt. Siehe Bildkommentare. Es versteht sich, daß man bei den wirklich reizvollen Trail-Abschnitten in der Gruppe nicht zum Fotografieren kommt, denn sonst würde man alle blockieren bzw. käme selbst nicht mehr weiter. Von den vielen steilen und teils stufigen Wurzelpfaden gibt es also leider keine Fotos.
Wie schon im vorigen Artikel gesagt, bin ich begeistert vom Rottal-total MTB-Tourenportal mit dessen hervorragend bearbeiteten geradezu ausgefuchsten MTB Strecken. Damit gewinnt mein MTB in unserer jetzigen nurmehr hügeligen aber nicht mehr alpinen Wohngegend an Wert und kommt endlich wieder angemessen zum Einsatz.
Hi Phil!
Freut mich zu hören, daß sich auch im Öl eines japanischen Fahrradbestandteils genausowenig Aliens befinden wie in dem japanischer Motorradmotoren. War aber auch anzunehmen.
Die „Mindermenge“ Öl beim Ablassen ist ganz klar noch in der Nabe. Da kannst Du wedeln, neigen und fuchteln, wie Du willst – es bleibt ein Film auf den Teilen zurück, der im Falle der guten Suzuki RMZ450 durchaus 200ml betragen kann. Und Du kennst mich: Ich unternehme alles, um einen möglichst vollständigen Ölwechsel hinzukriegen, vom Bike-Kopfstand evtl. abgesehen.
Im extrem schlammigen Offroadbetrieb wirst Du mit allen Pull-Only-Anlenkungen, die federbelastet in die andere Richtung arbeiten, höchstwahrscheinlich an Grenzen stoßen. Bei mir wollte irgendwann der hintere Umwerfer der Kettenschaltung nicht mehr, damals allerdings noch ohne die gut abdichtenden Shimano-XTR-Bowdenzughüllen und -nippel.
Wer solche Orgien häufiger vorhat, wird wohl an einer Rohloff nicht vorbeikommen, dort kann man in beide Richtungen ziehen.
Ciao,
Volker