Der Motorrad-Bereich im Blog gerät zunehmend ins Hinterreffen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einen gewissen Einfluß hat die Corona-Zeit, weil man als Alltagsfahrer weniger unterwegs ist, andererseits aber mehr sportiv mit den Fahrrädern fährt. Allerdings ist das bei mir seit Jahren schon so, insofern kein so wesentlicher Grund.
Ein anderer Grund sind unsere Yamaha MT Motorräder selbst, denn die laufen einfach. Es gibt – abgesehen von den paar typischen und hier beschriebenen Anpassungen – nichts zu tun und nichts zu berichten. Das ist gut so.
Ein weiterer Grund – und auf den will ich hinaus – ist der Lauf der Dinge, die langfristigen Veränderungen, mein immer stärker werdendes wiederkehrendes Interesse an wirklich kleinen leichten Motorrädern, was sich hier im Blog ja auch durchzieht.
Mit der MT-07 habe ich für mich einen persönlichen Zenit erreicht. Für das was dieses Motorrad gekostet hat, ist alles super. Der starke lässige wirtschaftliche unpenetrante und haltbare Motor sorgt dafür, daß die MT-07 der obere Anschlag für mich geworden ist, und das gerne. Mehr will ich nicht. Weder stärker, schneller, noch teurer reizt mich, und die Kohle ist sowieso knapp. Teure Motorräder oder große Umbauten werden hier kein Thema mehr sein.
Gelegentliche Fahrten mit unserer MT125 – genau wie die sehr häufigen Fahrten mit dem E-Roller – zeigen allerdings schon deutlich, daß ich fällig für den großen Downgrade bin. Es ist nicht der fahrerische Verfall, der altersbedingt bei den üblichen Marginalien und im Millisekundenbereich vielleicht feststellbar ist, und es ist vor allem auch keine aufkommende Ängstlichkeit in Bezug auf den von mir bevorzugten KFZ-Typ, sondern es ist einfach meine Freude an modernen hübschen leichten Motorrädern mit aktueller Technik, und eben ohne Leistungs-Statement. Da schreckt mich nichtmal der Pensionisten- oder Jugendflair mancher 125er, das zuweilen mit Verächtlichkeit behandelte Fahren mit dem Autoführerschein (meiner Meinung nach eine gute Sache), der gealterte Möchtegern, die Midlife Crisis, whatever. I don’t care.
Nein, ich stelle nur fest, daß es mir eigentlich egal ist, ob ich mein Kleinstraßentempo mit 15 oder 75PS fahre und ich insofern die leichtgewichtige Minimallösung bevorzuge. Am satten Schub der MT-07 habe ich meine Freude, aber es muß für mich nicht zwingend so sein, wobei meine diversen Ansprüche an so ein Fahrzeug auch bei 125ccm gegeben wären. Auf diese Details komme ich hier noch.
Hatte mich die MT125 anfangs noch geschockt mit wahrlich wenig Vortrieb, trotzdem ich eigentlich kleine Motorräder zu kennen glaubte, so bin ich inzwischen supergern damit unterwegs und freue mich an der für mich perfekten Fahrergonomie und dem guten straffen Fahrwerk, ohne daß mich die geringe Motorleistung noch groß stören würde… jedenfalls solange ich nicht überholen muß, das muß dazugesagt werden.
Nebenbei habe ich den Eindruck, daß die MT125 sich während der ersten 3000km leistungsmässig deutlich verbessert hat; Eine unbewiesene Behauptung, ich wette nicht drauf, aber es drängt sich mir auf.
Die Honda CB125R Neo Sports Cafe existiert ein wenig abseits des KTM Duke 125 vs. Yamaha MT125 Battles. Das Modell war mir bei einer eher zufälligen Besichtigung eines 2020er Neufahrzeugs bei einem großen Händler, sowie durch die eine oder andere Straßenbegegnung mit einem sehr positiven visuellen Eindruck aufgefallen.
Die Tage hat Honda nun das 2021er Neumodell angekündigt, und jetzt kommt die kleine Honda wirklich zur Sache, und ich mal wieder ins Grübeln.
Ihr seht hier nur ein paar schnelle nicht repräsentative Handybilder eines 2020er Gebrauchtfahrzeugs, das ich mir gestern bei einem Händler nochmal angesehen habe. Das ist keine 2021er!
Die zierliche CB125R ist wirklich leicht, wie ich erneut mit Freude feststelle. Das merkt man sofort. Das vergangene 2020er Modell hat neben einigen Detailänderungen den älteren 2-Ventil-Motor. Abgesehen davon gleicht das 2020er Modell dem 2021er weitgehend. Ich sitze gut drauf, aber ich sitze auf dem kurzen MT125-Funbike noch besser. Die Honda ist gediegener gestaltet, schon auch modern, hübsch, kurz, aber doch noch mehr klassisch Naked- als Funbike.
Die 2020er MT125 ist kurz und direkt. Ergonomie und Sitzen ist ein Punkt der MT125, und ihr straffes Fahrwerk passt da sehr gut dazu. Endlich eine Budget Yamaha ohne Badebooteffekt beim Anbremsen.
Aber zur Honda: da gibt es ein paar gute Gründe, jetzt wo ein neuer 4-Ventil Motor mit 15PS eingebaut wird. Das Ding ist 10kg leichter, es hat die gebräuchlicheren Reifendimensionen 150h und 110v statt der selteneren 140-110 Kombination der MT125. Der Auspuff ist zeitgemäß unauffällig unten angeordnet statt als ödes klobiges seitliches Ofenrohr, was mein Hauptkritikpunkt an der eigentlich modernen MT125 ist. Die schmale Honda-Motorverkleidung ist visuell sehr gelungen, wie eben das ganze Fahrzeug.
Die MT ist schon auch sehr fesch, aber sie ist etwas eigenwillig in ihrer Formgebung, zumindest in einigen Details. Sobald jemand drauf sitzt, fällt das übrigens nicht mehr auf. Dann ist sie perfekt.
Und für die MT spricht die ordentliche Hinterachsverstellung in der Schwinge. Endlich auch hier eine saubere Lösung im Budget-Bereich. Bei Honda reichts leider mal wieder nur zu Spannschrauben.
Dafür hat die Honda ab Werk akzeptable Blinker, zumindest im Vergleich mit diesen monumentalen Yamaha-Leuchtskulpturen. Es ist mir ja eigentlich egal, seis drum.
Von der visuellen Qualität her steht die (teurere) Yamaha meiner Meinung nach etwas besser da. Aber in der Preisklasse erwarte ich keine Wunder. Die Honda ist ok.
Beide Fahrzeuge haben extrem filigrane „Fahrradketten“, und das zeigt sich bei der MT125 bereits nach wenigen Tausend Kilometern als Schwachstelle. Diese dünne Kette längt sich massiv und muß unbedingt penibel überwacht werden!
Was bei der Yamaha angenehm auffällt, ist die extreme Leichtgängigkeit sämtlicher Bedienelemente. Selbst wenn man Yamaha gewohnt ist, merkt man das immer noch. Diese 125er ist wirklich ein Spielzeug. Da geht alles fast von allein und blitzschnell. Leider ist sie vor allem bei hoher Drehzahl unangenehm laut im Betrieb.
Zur Honda CB125R kann ich bisher keine Fahrerfahrungen berichten, und zur 2021er schon zweimal nicht.
Was jetzt?
Erneut ein langer Schrieb zum Sinnieren. Pointless, unentscheidbar, nicht wirklich wichtig, aber irgendwie doch ein Dauerbrenner der jüngeren Zeit hier. Gibt man ein sehr gutes und gut angepasstes vollkommen problemfreies, zudem wirtschaftliches Motorrad ab, um wieder mehr von Weniger, die Leichtigkeit des Motorradfahrens, ein KFZ ohne viel Motorleistung zu haben, dabei zu tauschen wie Hans im Glück? Nimmt man den Stress bei Überholmanövern und anderweitigen lästigen Situationen im Straßenverkehr in Kauf, um es dann in den wunderschönen abgelegenen verwinkelten Strecken supereasy laufen zu lassen mit 15PS, 2l/100km Spritverbrauch, einem ganz leichten Kopf?
Mit dem irreführenden Begriff „Sportmotorrad“ kann ich nicht mehr sonderlich viel anfangen. Endurofahren im Verein oder als individuelles Hobby mit 110kg ist wirklich sportlich. Da darf man sowas schon sagen. Auch Rennstreckenfahrt in diversen Disziplinen ist körperlich anstrengend. Im Straßenverkehr hat diese Art von „Sport“ keine Bedeutung. Da muß man in erster Linie Sachen wie Gefahrenbremsungen beherrschen, (sofern das überhaupt möglich ist). Der „Sport“ liegt in der sauberen sicheren Linie, der genauen Fahrzeug- und Situationsbeherrschung, der geübten Einschätzungsfähigkeit, dem richtigen Riecher für typische Gefahren, sowie der Fähigkeit zum gemeinsamen Auskommen mit anderen Verkehrsteilnehmern. Das ist normalerweise kein körperlicher Sport, sondern eher Mentalsport. Manchmal muß man verflucht schnell denken oder reagieren. Ob man das mit 15 oder 75 PS ausübt, ändert daran nichts Wesentliches.