Honda WN7 – Es wird ernst

Sämtliche Bilder dieses Blogartikels stammen vom Honda Presseportal und wurden für dieses Blog nur verkleinert. Alle Bildrechte liegen bei Honda.

Endlich endlich endlich liefert ein namhafter riesiger Motorradhersteller ab. Und für mich ist das jetzt der lang ersehnte Beginn hochwertiger, interessanter, zuverlässiger Grossserien-Elektromotorräder. Dieses Modell kann nicht mehr ignoriert werden, sondern ist eine Vorlage. Und man wird sich dank des namhaften Herstellers, des guten Händlernetzes und der zu erwartenden Qualität nicht mehr als Early Adopter fühlen. Man findet zur WN7 Bilder und Informationen auf allen großen Motorradportalen, sowie direkt bei Honda selbst.

Als begeisterter CE 04 Fahrer war ich ziemlich enttäuscht von BMW, die offenbar keine weiteren Ambitionen bezüglich Elektromotorrädern hatten, oder frühere Konzeptstudien wieder begruben, ich weiß es nicht. Insofern ist es mir natürlich jetzt eine Freude, wenn endlich einer der Japan-Titanen mit einem aller Voraussicht nach ziemlich attraktiven Modell auf den Markt kommt. Der Kaufpreis, die Motorleistungsangaben, sowie die zu erwartenden maximalen Ladeintervalle wurden bereits kommuniziert. Der Kaufpreis liegt minimal über dem CE 04 und ist das absolute Maximum, was ich irgendwie unter Aufbietung aller Tricks (Finanzierung/Leasing) zu stemmen bereit wäre. Die „Reichweite“ ist nominell identisch mit der des CE 04, aber anscheinend spricht Honda von „mindestens 130km“, was viel Spekulation zulässt. Die Motorleistung scheint etwas höher als beim CE 04 zu liegen. Das ist meiner Meinung nach ohne Probefahrt nicht einschätzbar, denn die Leistungskurve bei BEVs ist reine Software. Eine Probefahrt ist unverzichtbar. Der CE 04 macht diesbezüglich viel Freude, und die Honda muß da drüber gehen, finde ich, zumal sie ca 20kg weniger wiegen soll.
Leider gibt es noch keine Informationen zur Akkukapazität. Ich hoffe, daß im November alle Specs bekanntgegeben werden.

Pressefotos von Honda

Design

Soweit ich das anhand der Pressefotos von Honda erahne, wird das Fahrzeug tendenziell eher schmal, und der Radstand relativ lang. Man scheint ein glattes, klassisch modernes Design zu erkennen mit einem typischen eher kurz gehaltenen Heck mit Kennzeichenausleger. Wunderbar sind natürlich die Einarmschwinge, die Upside-Down Gabel, sowie die feinen Speichen der Gussräder. In diesem Zusammenhang hoffe ich auf etwas edlere Fertigungsqualität als bei den riefigen und mies lackierten Serienrädern meiner damaligen NC700X. Das war damals enttäuschend. Solche Details wird man erst bei Real-Life Besichtigungen des Fahrzeugs erkennen können. Der Akkuklotz integriert sich ganz gut ins Design. Das gefällt mir hier tatsächlich etwas besser, als bei anderen namhaften Elektromotorrädern. Und statt der klassischen Kette hat man hier – wie beim CE 04 – einen Riemen, was bei einem Straßenmotorrad meiner Ansicht nach sehr vorteilhaft ist. Es erspart viel zusätzlichen Pflegeaufwand, und wahrscheinlich macht es auch weniger Laufgeräusche.
Was ich auf jeden Fall vermissen würde, ist der Stauraum beim CE 04. So etwas ist bei Mehrtagestouren ungemein praktisch, weil es den Rucksack erspart. Außerdem liegt da natürlich auch mein superkompaktes Ladekabel drin. Einen nennenswerten Stauraum scheint die Honda nicht zu bieten, aber lassen wir uns überraschen.

Perspektive

Ich sehe ein hübsches elegantes Elektromotorrad, und ich denke, die Hoffnung auf ein langfristig einwandfrei funktionierendes Fahrzeug ist bei diesem Hersteller sehr berechtigt. Jetzt muß man die Akkudaten, sowie die Ladeparameter abwarten. Liegen diese über den Daten des CE 04, so wird dieses Fahrzeug ein Kaufkandidat. Soweit man liest, wird das Wechselstromladen lange dauern, dafür kann man an Gleichstromladern ziemlich schnell laden. Das würde für mich bedeuten, daß ich meine typischen Touren anpassen muß, denn diese basieren bisher ausschliesslich auf den kleinen AC Ladestationen. Der Vorteil dabei ist, daß man kein Ladekabel mitnehmen muß, sofern man sich auf DC Lader beschränkt. Dennoch bedeutet es aktuell eine Einschränkung für mich, wenn das AC Ladegerät schwach ist, denn an so manchem wunderbaren Streckenpunkt stehen typischerweise nur AC Lader, keine DC Lader. In der Zukunft wird sich das ändern. Einige meiner beliebten AC Ladepunkte wurden tatsächlich „überraschend“ auf DC umgebaut, und dies dann oft unter Verlust des AC Anschlusses.

Stolpersteine

Einige Faktoren werde ich – sofern die Akkudaten angemessen erscheinen – vor einem potentiellen Kauf überdenken oder überprüfen. Da ist erstens die Frage nach der Leistungskurve. Hier erwarte ich ein elektrotypisch starkes Beschleunigen, den Katapulteffekt, und dabei hoffe ich, daß Honda diesbezüglich keine unnötig defensive Abstimmung vorgibt. BMW macht das beim CE04 super, und das ist dann auch meine Messlatte. Gelingt das nicht, so bleibt es definitiv beim coolen CE 04. Gleichzeitig ist mir ein lärmfreier Betrieb wichtig. Wie laut der Antrieb im Realbetrieb wird, kann nur eine Probefahrt zeigen. Der CE 04 ist ok. Der CE 02 (ebenfalls Riemenantrieb) war mir deutlich zu laut. Meine früheren Zero Probefahrten liegen zu lange zurück, um einen Vergleich zu erlauben. Ich habe es – abgesehen von gewissen Riemengeräuschen bei starker Beschleunigung – sehr leise in Erinnerung. Auf die Honda bin ich da sehr sehr gespannt.
Nächster Punkt sind die Modellupdates, welche bei Honda u.U. sehr schnell kommen können. Beobachtet habe ich das konkret beim X-Adv Roller, der seit längerem fast jährlich, mindestens aber alle zwei Jahre ein nennenswertes Modellupgrade bekommt. Beim Kaufpreis der WN7 würde ich mich als Technikfreund tatsächlich grämen, wenn im Folgejahr bereits das verbesserte Updatemodell kommt. Vielleicht müsste man hier erstmals (in meinem Fall) ein Leasing o.dgl. in Betracht nehmen.
Als drittes Fragezeichen steht bei mir die Herstellergarantie. BMW gab beim CE 04 nur drei Jahre Garantie. Danach ist man vor allem bei Schäden an der Hochvolt- und Antriebstechnik auf Kulanz angewiesen. Im schlimmsten Fall kann sowas sehr sehr teuer sein. Auch wenn generell die Technik gutartig und robust sein sollte, so fehlt mir die Erfahrung. Ich würde mich gerne absichern. Deshalb erwarte ich entweder eine ausgedehnte Garantie auf die teuren Komponenten, oder aber leistbare Zusatz-Garantiepakete, die ich beim Kauf bereits buchen kann.

Wünsche

Hier meine persönliche Wunschliste an die WN7:

  • Starke Rekuperation und super präzise Antriebsregelung via Drehgriff wie beim CE 04. Dort ist das wirklich beeindruckend und perfekt gelöst, und genau so möchte ich das haben.
  • Leistungskurve mit Elektro-Katapultstart, dann weniger defensivem Abregeln zwischen 70 und 100km/h im Vergleich zum CE 04
  • OTA Firmwareupdate oder App-gestützte Softwarewartung statt mühsamer langwieriger Händler-Softwareupdates
  • Staufach. Irgendwo bitte ein Staufach unterbringen. Das Heck birgt visuell ein gewisses Volumen. Vielleicht kann man dort etwas reinpacken, wenn schon der „Tank“ offenbar mit dem Ladestecker belegt ist.
  • Display: Das gross(artig)e CE 04 Display wird an der WN7 keinen Platz finden. Aber die Features, speziell eine App-gestützte Motorradnavigation (Kurven, Berge) möchte ich sehr gern onboard haben, ohne zusätzliche Abokosten oder externe Anbieter. Ich habe keine Lust mehr, ein externes Navi anzuflanschen, und mein Usecase ist nunmal genau das: Motorradfahren.

Garagenkandidat

So…

Es ist klar, daß die Honda WN7 ein hervorragender Kandidat für die Garage ist. Der CE 04 wird im Frühjahr 2026 – also nach vier Besitzjahren – endlich abbezahlt sein, und dann habe ich alle Optionen. Beim Preis der WN7 würde es sich mit einem Verkauf des CE 04 und einer Fahrzeugfinanzierung wahrscheinlich schon ausgehen. Mein Motorradbudget war als normaler arbeitender Mensch ohne besonders viel Kohle ehemals viel kleiner, irgendwo zwischen 4000 bis 7000 Euro für ein Neufahrzeug. Das waren immer leichte Motorräder oder typische Grosserien-Budgetbikes. Aufgrund meines Umstiegs auf BEVs musste ich diese Schwelle leider massiv übertreten. Das geht nicht locker, sondern sorgt tatsächlich für spürbare Einschränkungen. Jedesmal wenn ich mir überlege, daß manche Leute 30.000 Euro für beispielsweise eine GS1300 hinblättern, ich hingegen bei viel billigeren Fahrzeugen jahrelang rumknausern muß, wurmt es mich schon ein wenig. Andererseits, das Preisniveau der Honda ist für mich mit Finanzierung grade eben noch zu schaffen. Hersteller wie Zero oder vormals Energica gehen bei mir nicht. Man kann insofern auch froh sein. Und die Betriebskosten kehren es dann sowieso total um. Beim CE 04 sind sämtliche Kostenfaktoren super erfreulich (zusätzlich ist eine kleine PV Anlage zu Hause vorhanden). Da spart man dann beim Touring vieles wieder rein.

Oder so…

Es gibt allerdings und naheliegenderweise auch die Gegenüberlegung. Der CE 04 ist mir sehr viel wert, hat nach 32.000km noch einen ziemlich guten Akkuzustand ohne spürbare Verluste, und wird den Wert, den er für mich hat bei einem Gebrauchtverkauf monetär nicht annähernd erzielen können. Anders als bei herkömmlichen Motorrädern muss ich beim CE 04 (idealerweise) nicht mit besonders teuren Wartungskosten auf lange Sicht hin rechnen. Der Riemenwechsel bei 40.000km wird das teuerste sein. Stattdessen könnte ich dieses Fahrzeug in Anbetracht des hohen Kaufpreises einfach kostengünstig weiterbetreiben, und das hat voll Sinn, weil es ein rundum gutes Fahrzeug ist. Wenn man etwas verkauft, dann doch eigentlich viel lieber althergebrachte Fahrzeuge, die immer noch die üblichen ganz gut kalkulierbaren Gebrauchtpreise erzielen, für mich hingegen nurmehr einen stark verminderten Wert repräsentieren mangels jedweden Interesses. Solche besitze ich selbst allerdings nicht mehr. Vielleicht bietet sich daher eine Lösung innerhalb der Familie an, also quasi eine Fahrzeugrotation. Ich möchte und werde selbst nurmehr ein einziges Motorrad besitzen. Dies würde dann bedeuten, mit der Finanzierung einer WN7 so vielleicht zwei Jahre zu warten, auf eine Finanzierungsanzahlung zu sparen, währenddessen halt mal zu schauen und eventuell ein potentielles erstes Modellupdate oder am Ende sogar noch ein Parallelmodell mitzunehmen, denn Honda hat ja größere Pläne bei den BEVs, und denen glaube ich das inzwischen mehr als BMW.

Mühsam?

Derartige Erbsenzähler-Überlegungen sind vermutlich langweilig und uninteressant hier im Blog, keine Frage. Nur ist das halt meine Realität. Manchmal bin ich sogar froh darüber, denn gäbe es diese langwierigen mühsamen Spar-Prozeduren nicht, dann hätte ich mir wahrscheinlich auch das eine oder andere Fahrzeug gekauft, welches ich später sehr bereut hätte. Solche Fahrzeuge gibt es durchaus. Das monetär bedingte Dahinsinnieren führt – wenn überhaupt – zu sehr gut überlegten Käufen. Es dämpft quasi die Dinge meines Motorradhobbys in einer gesunden Weise ab, und dann soll es so sein.

Ich freue mich auf die Honda Fahrzeugspecs, hoffentlich im November, und eine Probefahrt irgendwann im Frühjahr 2026.

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