Als Abschluß der kleinen Postingfolge zum neuen Streetstepper hier ein paar Gedanken, die bei der heutigen Tageslicht-Runde (und darauffolgenden Runden) aufkamen. Bisher war ich nur bei Dunkelheit gefahren.
Der Streetstepper etabliert sich zum Favoriten in meiner Garage. Geplant waren heute 30 km in der Ebene, überwiegend auf festem Schotter; mein Fitnesszustand ist momentan dürftig und mit dem alten 3G Stepper wäre diese Distanz bereits grenzwertig geworden. Bei km20 wurde aber klar, daß 30 ebene Kilometer nicht reichen würden. Eine Steigung musste her. 150 steile Höhenmeter lagen auf einer zusätzlichen 5km Schleife am Weg, und die sind auch mit dem Fahrrad relativ mühsam zu fahren. Mit erstaunlicher Leichtigkeit konnte ich diese Schleife noch mitnehmen. Nach Beendigung der Runde war ich allerbester Laune und hätte nochmal losfahren können, wenn die Zeit es erlaubt hätte. Durchschnittspuls 142, Fahrtdauer ca 1:50h. Soviel zur Fahreffizienz des Steppers. Keine weiteren Fragen, das läuft traumhaft. Der Konstrukteur beschreibt übrigens als eine Ursache der guten Fahreffizienz des Steppers die voneinander unabhängige Beweglichkeit der beiden Pedale, so daß die tretenden Beine niemals unbewusst gegeneinander arbeiten können.
Ein paar Dinge fielen heute auf:
- Fahrgeräusch: nach äußerlicher Applikation von Ballistol im Bereich der Kettenblätter und Antriebsratschen ist das klackernde Geräusch der Ratschen soweit zurückgegangen, dass es als unauffällig bezeichnet werden kann. Somit erreicht man ein akzeptabel niedriges Fahrgeräusch. Es verblieben heute die Geräusche der Federn und ein paar leisere Nebengeräusche.
Update: nach mehreren weiteren Fahrten und Schmierung an den Aufhängungspunkten der Rückholfedern sowie im Antriebsbereich ist mein Stepper inzwischen nahezu lautlos unterwegs. Es ergibt sich kein nennenswerter Unterschied zu einem normalen Tourenfahrrad. Das verbleibende leise Schnarren der Ratschen stört nicht. Tip: die Aufhängungen der Pedalrückholfedern punktuell mit zähem Motorradkettenspray behandeln. Damit verhindert man wirksam und längerfristig die Knarrgeräusche, welche durch die minimalen Drehbewegungen trockener Federaufhängungen beim Treten verursacht werden können. Der Punkt Fahrgeräusch ist für mich abgehakt. Siehe dazu das untenstehende Demovideo, bei welchem das ausgezeichnete Mikrofon der Kamera direkt auf den Antrieb gerichtet ist und den leisen Lauf meines Steppers bestätigt. - Treten: man hat unzählige Variationsmöglichkeiten beim Treten. Vom langsamen wechselseitigen Stampfen (Pedale jeweils zum unteren Anschlag treten) über das schnellere leichtfüssige wechselseitige Tanzen gibt es auch die Möglichkeit, asymmetrisch zu treten, also von einem Bein aufs andere hüpfend oder sogar beidseitig synchron hüpfend. Besonders interessant bei höherer Fahrgeschwindigkeit finde ich Tretrhythmen, wo ein Bein mehrmals tritt bevor gewechselt wird. Je schneller man wird, desto länger werden bei mir die einseitigen Tretfolgen. Darüberhinaus hat man immer die Möglichkeit, die Tretamplitude zu variieren, mit entsprechender Auswirkung auf die Antriebsübersetzung (siehe unten). Man kann die Tretrhythmen kombinieren mit einer geeigneten Armarbeit und Gegenbewegung des Fahrzeugs selbst, sowie je nach Geschwindigkeit eine stärker nach vorn gebeugte Haltung einnehmen. Hier gibt es viel zu experimentieren, wenn man sein persönliches Optimum sucht. Auf jeden Fall tragen die zahlreichen unterschiedlichen Tretrhythmen zu einem angenehmen Training bei und bieten jederzeit Abwechslung.
- Schalten ohne zu treten: der Streetstepper hat eine Hinterradnabe ohne Freilauf. Das bedeutet, daß die Kettenblätter sich immer mitdrehen, auch wenn der Fahrer nicht tritt. Geschaltet wird nach Herstellervorschrift im rollenden Zustand ohne zu treten. Das ist für Radfahrer ungewohnt, da man beim gewöhnlichen Fahrrad mit Kettenschaltung lastfrei mittreten muß, um den Gangwechsel zu ermöglichen. Nicht so beim Stepper, bei dem sich der Gang dank permanent mitdrehendem Kettenblatt von selbst einlegt. Mittreten erschwert hier den Gangwechsel. Dies sollte man im Kopf behalten. Es bedeutet auch, dass ein Notschaltvorgang kurz vor dem Verhungern mit dem Stepper nicht möglich ist (dank der speziellen Art des Antriebs verhungert man aber nicht leicht!). Man sollte sich das Schalten an einer Stelle überlegen, wo noch genug Schwung bleibt. Ich würde zudem auf Schaltvorgänge in zügiger Fahrt bergab sowie auf welligem Untergrund verzichten. Sollte es zu einem Schaltfehler kommen, so wäre es angeraten, das Fahrzeug schnellstmöglich zu stoppen, um Schäden zu vermeiden.
- Lenkerposition: der Hersteller schlägt vor, die Lenkerposition etwa so zu wählen, daß der Arm 90 Grad abgewinkelt ist, wenn man neben dem Fahrzeug steht und den Lenker festhält. Ich hatte den Lenker bisher noch etwas zu hoch eingestellt. Es bringt viel, dem obigen Tip zu folgen. Zusätzlich habe ich den Lenker nach vorne gedreht. Die resultierende Stehposition ermöglicht mir ein angenehmeres Fahren insbes. am Berg. Über kurze Lenkerhörner wie sie im Bedienungsvideo des Herstellers vorgeschlagen werden, kann man nachdenken. Die seitliche Griffmöglichkeit dürfte genau wie beim Wiegetritt mit dem normalen Fahrrad ergonomisch günstig sein.
- Der Nockenantrieb ist genial und hat großen Anteil an der Fahrfreude mit diesem Stepper. Steigt die Tretlast an, so hebt man sich aufgrund der alleinigen Nutzung des nockenbedingt kurz übersetzten ersten Zugbereichs zunehmend höher über das Fahrzeug und verlagert sich gleichzeitig weiter nach vorne. Die Arme können gut mitarbeiten. Die Step-Frequenz steigt wegen der in diesem Bereich kürzeren Übersetzung an, die Amplitude wird geringer, und die Fahrgeschwindigkeit verringert sich aufgrund der kürzeren Übersetzung. Und siehe da, die Steigung wird mit Leichtigkeit erklommen. Ein durchaus erstaunlicher Effekt beim Fahren, der sogar mit dem großen Kettenblatt eine gewisse Steigungsfähigkeit ermöglicht.Der Antrieb wirkt weich und gut bedämpft, obwohl die Mechanik kraftschlüssig, reibungsarm, schlupffrei und effizient ist. Diesen Effekt schätze ich am Streetstepper, und das sorgt dafür, daß man auch nach Fahrten mit sportlicher Belastung in sehr gutem angenehmen Zustand zurückkommt.