Die Aufgabe
Einmal im Leben muß man LED Miniblinker an einem Motorrad montieren. Tatsache, das war Premiere bei mir, hatte mich vorher nicht interessiert. Auslöser war ein hochwertiger Gutschein, den ich zusammen mit einem weiteren Einkaufsguthaben für den Kauf verwenden konnte, sonst hätte ich mich zu der Ausgabe wohl nicht durchringen können, denn das gewählte Fabrikat ist nicht gerade billig.
Bevor ich einige Fotos von der Montage zeige, erstmal ein kurzer Kommentar zum Endergebnis. In Anbetracht des Preises und der Berühmtheit des Produktes hatte ich ziemlich hohe Erwartungen. Das passt auch, wenn nur die Anschlußkabel nicht so dünn wären. Im Fahrzeuginneren mag das ok sein, im Dreckstrahl des Hinterrades bzw. am Austritt aus dem Blinkerhals finde ich es unzureichend. Das macht etwas Aufwand beim Einbau, weil man sich gut überlegen muß, wie man die Kabel beim Austritt aus dem Blinkerhals schützt.
Video in Funktion
Bei indirektem Licht oder Düsternis sind die Kellermann Blinker mit ihren grellen orangen Leuchtpunkten sehr auffällig. Bei direktem grellem Sonnenlicht ist die größere Leuchtfläche der Serienblinker u.U. manchmal ein Vorteil, aber das hängt von vielem ab. Grundsätzlich bieten die Kellermann unter allen Bedingungen Sicherheit und Sichtbarkeit, kein Vergleich zu so manchen Billig-LED-Blinkern.
Fotos unter verschiedenen Lichtbedingungen
Das Blinkerrelais
Die Sache mit dem Blinkerrelais ist eine der ewigen Standarddiskussionen im Motorradbereich. Das hat fast schon etwas Mystisches. Widerstände, Relais, Blinkfrequenz, Warnblinkanlage, huch, wie macht man das nur? Man könnte sich zweifellos damit beschäftigen und es irgendwann auch verstehen, aber mich hat dieses spezielle Thema niemals auch nur im geringsten interessiert. Das ist einfach langweilig. Fakt ist, man tauscht das serienmäßige Blinkerrelais gegen ein „lastunabhängiges“ solches aus, am besten gegen eines mit direkt passendem Stecker. Wenn man mit etwas Glück das richtige Teil besorgt hat, funktioniert alles wie gehabt ohne Probleme, egal welche Blinker montiert sind. Andernfalls gibt es anscheinend obskure Fälle, wo der Warnblinkmodus nicht mehr geht, wo die Blinkfrequenz bei höherer Motordrehzahl nicht konstant bleibt oder wo eigenartige Blinkphänomene auftreten und man kurz mal Blinkeranschlusskabel irgendwie querverbinden muss zum Anlernen, und weiß der Geier was noch. Gnade, nein, das will ich nicht, genausowenig, wie ich irgendwelche Änderungen am Kabelbaum machen will oder mir selber Stecker oder ganze Teilkabelbäume basteln will „wie in alten Zeiten“. Nein, das soll einfach blinken wie mit den Serienblinkern. No brain no pain.
Das serienmäßge Blinkerrelais ist mit etwas Websuche am Fahrzeug schnell gefunden. Im obigen Bild ist es gut sichtbar, die linke Seitenverkleidung muss dazu runter. Das Relais ist zweipolig und wird gegen ein „lastunabhängiges“ Relais mit direkt passendem Anschlußstecker getauscht. Sowas bekommt man beispielsweise im Onlinehandel, wenn man nach dem Fahrzeugtyp sucht. Man kann vielleicht nicht jedes Angebot nehmen, aber ich hatte wohl Glück und habe eines erwischt, welches „Plug&Play“ ist und eben genau das tut, was man erwartet. Kostenpunkt EUR 15.-.
Blinkerrelais – 2. April 2021
Hier habe ich es mir leider zu einfach gemacht, das Thema bleibt hartnäckig. Mein Sohn sah beim Hinterherfahren, daß meine Blinker – verglichen mit der Schalterbetätigung – zuweilen verspätet blinken oder erst dunkel oder flackernd beginnen und dann heller werden. Weder mir, noch dem TÜV war das aufgefallen, schon gar nicht im Stand. Anderes Blinkerrelais wurde inzwischen besorgt. Der Blogartikel wurde diesbezüglich unten ergänzt.
Hier sieht man das neue Blinkerrelais, bereits im Kabelbaum eingesteckt, noch lose herunterhängend. Und wie man im nächsten Bild sieht, passt es ganz hervorragend an den Platz, wo das Serienrelais mit einer Gummisteckverbindung aufgesteckt war. Das neue Relais sichere ich mit einem Kabelbinder an ebendieser Plastiklasche. Das wars schon. Seitenverkleidung wieder drauf.
Die Verkabelung
Um die Blinker an den Serienkabelbaum hängen zu können, hatte ich mir spezielle Adapterkabel besorgt, welche den Yamaha Blinkerstecker besitzen. Diese lötet/crimpt/klemmt man an die Blinkeranschlußleitungen, so daß man die neuen Blinker genau wie die Serienblinker im Kabelbaum einstecken kann. Somit erspart man sich oder den Folgebesitzern des Fahrzeugs jedwedes Gefuddel am Serienkabelbaum. Im Bild unten sind oben die Blinker-Adapterkabel sowie die bei Serienausstattung des Fahrzeugs benötigten Montageadapter für Miniblinker zu sehen. Bei Nachrüstkennzeichenhaltern wie hier hat man meistens bereits passende hintere Blinkerhalterungen dabei und braucht keine Montageadapter. Unten im Bild sind die Original-Blinkerstecker zu sehen.
Soweit sogut, aber dazu musste mal wieder alles raus. Die Kabeldurchführung am Bruudt Kennzeichenhalter ist so eng, daß man die Blinkerkabel da unmöglich einfach durchziehen konnte. Ich hatte das Heck damals sehr penibel verkabelt, und jetzt musste ich das halt wieder alles ändern. Also Bruudt Heck ab, alte Blinker entfernen, neue Bruudt Miniblinkerhalter am Heck verschrauben, Miniblinker montieren…
Halt! Diese dünnen Kellermann Kabel waren mir suspekt. Deshalb wurde je Blinker etwa die Hälfte der Zuleitung in Schrumpfschlauch gelegt. Die Leitungen liessen sich so mit Ach und Krach durch den langen Schrumpfschlauch durchschieben. Zwischen Blinker und erster Kabelöse am Bruudt Teil habe ich dann noch einen zusätzlichen losen Schutzschlauch um die Leitungen gelegt. Unten sieht man diese Konstruktion. Ich kann nur hoffen, daß niemals die dünnen Leitungen direkt am Ausgang aus dem Blinkerhals brechen werden.
Die eingeschrumpften Blinkerkabel wurden dann durch die zentrale Öse des Bruudt Kennzeichenhalters nach oben ins innere vom Heck geführt, bevor letzterer wieder fest angeschraubt werden konnte. Der Rest war dann von oben im Bereich unter dem Soziussitz zu erledigen. Die besagten Adapterkabel mussten an die Blinkerleitungen gelötet werden, jeweils schwarze Zuleitung an schwarze Blinkerleitung, und natürlich mit Schrumpfschlauch über die Lötstelle, noch ein dickerer gemeinsamer Schrumpfschlauch drüber, Kabelverlegung und -fixierung, Stecker in Kabelbaum stecken, testen, funzt. Nachdem alles wieder zusammengebaut war, habe ich die Blinker noch in der Abstrahlrichtung zu justieren versucht und zu guter Letzt das Kennzeichen wieder verschraubt.
Umbau der vorderen Blinker
Vorne geht es ungleich einfacher als hinten, weil man nur die Lampenmaske aufklappen muss (2 Schrauben), um an die gesamte Blinkerzuleitung zu gelangen, welche kompakt gefaltet unter einem Gummifalz liegt. Alles ist super zugänglich. Hier ist man dann froh um die dünnen Kellermann Kabel, weil nur ganz wenig Platz für Leitungen ist. Eine lange dicke Blinkerleitung würde man nicht unterbringen.
Beim Umbau(versuch) der vorderen Blinker habe ich dann bemerkt, dass die bestellten Montage-Adapterplatten (oben in einem Bild zu sehen) nicht passten. Auf den ersten Blick erkennt man das nicht, die Form stimmt eigentlich. Aber die Ausformung ist ganz wenige Millimeter zu hoch. Das passiert, wenn man Online Angebote nicht nochmal genau studiert, bevor man auf „Bestellen“ klickt. Die abgebildeten Teile kamen also nicht zum Einsatz, sondern es wurden im Zweitversuch Bruudt CNC Aluplatten bestellt. Vermutlich wird es dann auf eine Kombination aus beiden Plattentypen hinauslaufen, denn ich möchte die Blinker wegen der MRA Touringscheibe etwas nach aussen versetzen. Innen verwende ich also die flache Bruudt Platte ohne Ausformung als stabile Ankerplatte. Aussen wird es die nach aussen gedrehte Formplatte als Abstandshalter, denn da stört die leichte Unpässlichkeit der Ausformung dann nicht. Das hat auch den Vorteil, dass der Blinkerhals innen nicht übersteht, denn aufgrund einer Kunststoffstabilisierungsstruktur innerhalb der Lampenmaske ist da schlicht kein Platz.
Beim Konfektionieren der Blinker darf man nicht übersehen, daß die recht kleine Haltemutter der Kellermann Blinkerhälse nicht über den Blinkerstecker passt! Man muß also – wenn man keine Zwischenstecker verwenden will – den Blinkerhalter (hinten) bzw. die Adapterplatten (vorne) bereits richtig herum auffädeln (vorher prüfen, ob sich die innere Adapterplatte von außen durch die Blinkeröffnung hindurchfädeln lässt), die Mutter aufschrauben und erst dann den Stecker anlöten/crimpen.
Blinkerrelais II
[Update April 2021] Wie oben schon angedeutet, war meinem Sohn beim Hinterherfahren aufgefallen, daß das verwendete lastunabhängige Blinkerrelais unter der Fahrt manchmal mit etwas Verzögerung auf meine Schalterbetätigung reagierte, zudem die Blinker manchmal flackernd oder abgedunkelt losblinkten, bevor sie nach einem Blinkvorgang dann die vorgesehene Helligkeit erreichten. Im Stand beim Testen war das nicht in der Deutlichkeit nachvollziehbar gewesen. In Fahrt kann man das Problem als Fahrer selbst kaum erkennen, zumal man die Kellermann Blinker – anders als die Serienblinker – aus der Fahrerposition tagsüber nicht als blinkend wahrnehmen kann, sondern nur die Anzeigekontrollleuchte sieht.
In einer Zeit, wo Blinken im Straßenverkehr nicht mehr selbstverständlich ist, möchte ich diesbezüglich sauber bleiben. Ein gut sichtbares Blinksignal kann meiner Meinung nach manchmal sicherheitsrelevant sein, und es mag vielleicht Situationen geben, wo auch ein sofortiges Losblinken ausschlaggebend ist. Somit habe ich reagiert und mir ein etwas teureres Marken-Blinkrelais vom Hersteller meiner LED Miniblinker bestellt. Dieses hat 5(!), in Worten „fünf“ offene Anschlußleitungen, was auf den ersten Blick abschreckend wirkt. Ich hatte es damals auch aus diesem Grund nicht in Betracht gezogen. Die MT-07 verwendet eigentlich ein Blinkerrelais mit nur zwei Anschlüssen, und mir war völlig unklar, was ich mit den 5 Leitungen tun sollte. Inzwischen hatte ich immerhin vom bisherigen Nachrüst-Blinkerrelais den zum MT-07 Kabelbaum passenden Gegenstecker, den ich abschneiden und für zwei dieser Leitungen wiederverwenden konnte. Insofern war die Anschaffung des vorigen Flacker-Relais nicht ganz für die Katz. Ohne passenden Gegenstecker wäre die Sache mit dem Kellermann Relais sehr unangenehm, bzw. hätte einen hohen Pfuschfaktor.
Es stellte sich dann heraus, daß nur drei der fünf Kellermann-Leitungen angeschlossen werden müssen. Zwei davon wie bisher an den Relaisstecker des Kabelbaums, und die dritte an Masse (oder Batterie-Minus). Zwei graue Kabel des Relais verbleiben unangeschlossen. Sie haben – wenn ich es richtig verstehe – eine Sonderfunktion, wenn die Blinker links und rechts fälschlicherweise gemeinsam blinken, was bei der MT-07 aber ausgeschlossen ist. Ich habe die beiden Leitungen isoliert und zusammengerollt im Fahrzeug belassen. Ist man penibel, so würde man sie vielleicht abschneiden, um diese elenden Kabelknäuel überall zu vermeiden.
Bilder zum neuen Kellermann RS2 Blinkerrelais
Bei den folgenden Bildern sieht man die wesentlichen Aspekte dieses kleinen Umbaus. Die (schwarze) Masseleitung des neuen Blinkerrelais habe ich nach hinten zur Fahrzeugmitte verlegt, und sie dort mit einer beiliegenden Ringöse am hinteren Tank-Trägerblech fest verschraubt. Das ist keine perfekte Lösung, weil man einen zusätzlichen unerwarteten elektrischen Kontakt schafft, den Mechaniker beim Service vielleicht ignorieren. Solches Gefrickel sorgt erfahrungsgemäss früher oder später für Ärger bei Werkstattterminen. Anyway, es war die einfachste Möglichkeit, ohne Anzustückeln zu einem vernünftigen Masseanschluß zu kommen. Die vorhandene Kabellänge reichte exakt aus.
Die technisch befriedigendere Variante wäre es gewesen, eine der Masseleitungen des nachgerüsteten CLS Heat Systems anzuzapfen. Damit hätte sich die Änderung komplett hinter dem Regler abgespielt ohne einen weiteren elektrischen Kontakt am Fahrzeug zu schaffen. Allerdings wären die beiden Systeme dann nicht mehr unabhängig, was bei einer Demontage (z.B. bei Fahrzeugverkauf) etwas nerven kann.
Das Massekabel des Relais anstückeln und zur Batterie hinter gehen wollte ich keinesfalls. Dort sind bereits zwei zusätzliche nicht serienmässige Ringösen für die CLS Heat und Oiler Bestandteile verschraubt. Mehr Ringösen will ich dort einfach nicht mehr. Sowas halte ich genauso für Gefrickel wie die aktuelle Lösung.
Ja, und abschließend nochmal Blink-Bilder aus der Garage bei düster winterlichem Aprilwetter. Sie sind schon grell, die Kellermänner, da kann man wahrlich nicht meckern. Die ersten Standtests waren gut, und inzwischen kann ich dank der Beobachtungen meiner Hinterherfahrer sagen, daß das neue Blinkrelais verzögerungs- und flackerfrei mit voller Helligkeit losblinkt. Dieses Teil tut genau was es soll. Problem resolved. So hätte ich es mir gleich gewünscht.
Super Beitrag. Danke dafür!