In den frühen Zeiten dieses Blogs (ab 2008) gab es hier Tourenfahrräder mit Nabendynamo-gespeister Stromversorgung für Navigationsgeräte mittels der Jawetec Konverterschaltung am Nabendynamo und eines Pufferakkus. Damals habe ich eines der allerersten Medion-Autonavis am Fahrrad verwendet, später dann ein Garmin Oregon, und in der neueren Zeit ein Garmin Edge Explore. Sogar mit dem klobigen alten Medion Navi blieb die Sache autark über mehrtägige Touren, wenn man das Display nicht ständig an hatte. Mit heutigen Smartphones ist das undenkbar. Die würde man nicht dauerhaft vom Nabendynamo versorgt kriegen. Trotzdem ist eine solche Elektronik mit Dynamo eine super Sache am Rad, zumal man über den Dynamo ja nachts oder in langen Tunnels alternativ die hochwertige Fahrradbeleuchtung betreiben kann.
Wenngleich es zwischendurch als Ersatz für den leider nicht mehr erhältlichen Jawetec Charger die eine odere andere Alternative entweder als eigene Elektronik oder integriert in den Scheinwerfer gab, so ist dieses Thema irgendwie nie wirklich groß geworden, und auch ich habe es vom Schirm verloren. Im Zeitalter von Pedelecs hat man einen riesigen Akku an Board, der alles andere quasi „gratis“ mitversorgen kann, wenn es sein müsste. Und meine Touren sind kürzer geworden. Eine autarke Stromversorgung über mehrere Tage ohne Ladestation war nicht mehr dringlich.
Jetzt kommt Rose auf den Markt mit dem superschön gestalteten „Backroad Unsupported“ Carbonrad, welches mit einem aktuellen wunderbaren Schmidt Nabendynamo (also nicht dem älteren SON XS vom symbolischen Artikelbild oben!), einer dynamogespeisten Lichtanlage sowie einer integrierten Ladelösung ausgestattet ist! Das hat mich überrascht. Im Unterrohr des Rahmens findet ein Einschub Platz, welcher Werkzeug, Kleinteile und eine Powerbank aufnehmen kann. Diese Powerbank lässt sich vom Nabendynamo laden. Am Vorbau gibt es einen integrierten USB C Anschluß zur Stromversorgung eines entsprechenden Gerätes am Lenker. Am Lenkerende befindet sich ein kleiner Schalter, wo man diese Anlage bedient, also zwischen Beleuchtung und Powerbank-Betrieb umschaltet. Das ist mal richtig cool gemacht, und die Integration in das leichte Carbonrad gefällt mir extrem gut. Und dann gibt es noch massgeschneiderte rahmengrößenspezifische Framebags obendrauf, die sehr schön aussehen.
Dieses spezielle „Backroad unsupported“ Modell wird übrigens mit mechanischem Schaltwerk, also ohne Di2 geliefert. Wenngleich das bei dem Kaufpreis etwas schmerzt, so ist es natürlich folgerichtig konzeptioniert, denn das Rad soll ja autark sein, also ohne externe Stromversorgung im Tourenbetrieb funktionieren. Es gibt ein Di2 Schwestermodell mit der rahmenseitigen Vorrüstung des „Unsupported“ Modells, aber ohne Nabendynamo und Lichtanlage ab Werk. Dies müsste man dann noch selbst nachrüsten.
Bei der günstigeren Backroad AL Baureihe ist eine vereinfachte Version dieses Systems vorverkabelt erhältlich. Der Einschub im Unterrohr scheint hier (wenn ich es auf den Herstellerfotos richtig interpretiere) allerdings verschraubt zu sein statt mittels des superpraktischen Hebels jederzeit zu öffnen, und der Nabendynamo ist nicht ab Werk verbaut, sondern muß ggfs. nachgerüstet werden.
Sämtliche der obigen Aussagen sind übrigens nichts weiter als meine Interpretation der Fotos und Informationen von der Herstellerwebseite und könnten daher fehlerhaft sein. Ich besitze kein Rad dieser Modellreihe, finde es indes sehr interessant, und schreibe deshalb einen Blogartikel dazu.
Bei der Carbonversion „Backroad Unsupported“ in der wunderbaren „Terra“ Mehrfarb-Lackierung werde ich ziemlich schwach. Mein X-Lite 4 Disk Rose-Straßenrad hatte ich damals verkauft, weil die Halswirbelsäule die dauernde Überstreckung nach hinten nicht mehr aushält. Das Backroad hat eine gemässigte Sitzposition, vergleichbar zu meinem BMC Alpenchallenge nach Umrüstung auf den kürzeren 0° Vorbau. Ich müsste Rahmengröße S probieren. Die Versuchung ist groß, aber im Moment scheitert es sowieso an der Finanzierbarkeit. Nun, das kann sich ändern.
Gravel
Zum großen Thema „Gravelrad“ möchte ich noch meine Meinung sagen: als Besitzer eines Fatbikes und zweier Mountainbikes läge es mir fern, mit einem leichten Straßenrahmen Offroadstrecken zu fahren. Nun weiß man aber als „Straßenfahrer“, daß jede wunderbar in neuen Arealen vorgeplante Asfaltrunde früher oder später auf Schotterstrassen endet, oder eben nicht endet, sofern das Fahrrad in der Lage ist, nicht asfaltierte Strecken schadensfrei zu bewältigen. Das betrifft ja nicht nur die Reifen und deren Profil, sondern auch die Robustheit und Schlagunempfindlichkeit von Rahmen, Gabel, Unterrohr. Etwas dickere Reifen schaden keinem Straßenrad, solange die Reifen leicht genug sind und das Profil leichtlaufend ist. Das ist also meine persönliche Interpretation des „Gravel“ Trends. Von jedwedem Mountainbike-artigen Einsatz halte ich mich weit fern, aber eine Tour muß nicht enden, wenn einem unerwartet der Asfalt ausgeht. Dabei dürfen Sitzposition, Lenkerhaltung und Reifentyp gerne komfortabler ausgelegt sein als bei schnellen leichten Asfalträdern (aka „Rennrad“).




