Ein Jahr Yoonit

Seit einem Jahr läuft nun unser Yoonit Electric Mini Cargobike mit Shimano Steps EP6 Antrieb und elektronisch geschalteter Inter5e Nabe. Es waren überwiegend kurze Fahrten innerorts, aber doch einige weitere Touren bis 60km sowie regelmässige längere Gemüsetransporte von einem Anbaubetrieb über hügelige Kleinstraßen. Zeit für eine Zusammenfassung unserer Erfahrungen nach bisher ca 1333km im Detail.

Pro

Konzept und Konstruktion

Das Yoonit Mini Cargobike ist eine praxistaugliche und technisch ausgereifte Konstruktion, und dieses Rad macht Spaß. Für ein Lastenrad ist das Yoonit handlich, kompakt, ggfs. transportabel, gut fahrbar ohne fahrdynamische Schwächen, sowie sehr anpassbar bezüglich des Ladungssystems. Ich schätze zudem den bis ins Detail durchdachten Aufbau dieses Kompakt-Lastenrades. Das Yoonit ist flink und gut manövrierbar, auch wenn es mal eng wird. Dieses kompakte Transportrad ist kein Schwertransporter. Für massive, schwere und sehr voluminöse Gegenstände wie z.B. Waschmaschinen usw. gibt es ggfs. besser geeignete Transporträder (oder auch Anhänger), aber gemessen an der kleinen Bauform und dem relativ niedrigen Gewicht kann das Yoonit eben doch erstaunlich viel, und insbesondere auch ziemlich grosse Boxen vorne befördern. Wir haben mit bis zu vier vollen Getränkekisten auf dem abgebildeten „Job Carrier“ getestet. Das war bei harter Lenkungsdämpfer-Einstellung noch fahrbar, aber man merkt beim Fahren den hohen Ladungsschwerpunkt mit so einem Turm vorne drauf.

Lenkungsdämpfer

Der hochwertige serienmässige Lenkungsdämpfer macht absolut Sinn. Er beruhigt das Lenkverhalten sowohl bei grosser Beladung, als auch bei bei hoher Geschwindigkeit. Mit dem Rändelrad ist die Härte jederzeit leicht anpassbar. Dieses Teil ist ein super Feature und trägt sehr zur problemlosen Fahrdynamik bei.

Yoonit Mini Cargobike Lenkungsdämpfer
Yoonit Mini Cargobike Lenkungsdämpfer

Schubstangenlenkung

Die spielfreie und wartungsarme Schubstangenlenkung gehört ebenfalls in die Kategorie des unproblematischen Fahrverhaltens. Die Lenkung eines Long John Radtyps ist sehr sensibel gegenüber Spiel im System. Man erhält im Schlechtfall u.U. unerwünschte Schwingungen. Beim Yoonit ist die Sache safe.

Yoonit Electric Mini Cargo Bike Schubstangenlenkung
Yoonit Electric Mini Cargo Bike Schubstangenlenkung

Bremsen

Die verbauten hydraulischen Magura Scheibenbremsen sind stark und schleifen nicht im Betrieb. Ich bin sehr zufrieden damit.

Yoonit Electric Mini Cargo Bike Magura Bremsanlage
Yoonit Electric Mini Cargo Bike Magura Bremsanlage

Antrieb und Kurbeln

Mit dem Shimano EP6 Antrieb hat das Yoonit einen sehr kompakten, leichten und starken Pedelecantrieb im Rahmen integriert. Erfreulich ist dabei auch, daß Original Shimano Kurbeln verwendet werden. Bei der leichten Hohlachse des Antriebs kann es bei manchen Fremdmarken eventuell zu Problemen kommen, wie ich aus manchen Forenbeiträgen entnehme. Der Antrieb ist mittels der zugehörenden Shimano Software (PC) und einem PCE2 Interface in vielen Punkten, speziell auch der Leistungscharakteristik konfigurierbar. Das Yoonit ist kein Sportrad, auch wenn es beim Fahren viel Freude bereitet und einen zuweilen zu verlängerten Runden verleiten kann. Insofern ist es hier verschmerzbar, daß Shimano keine Tretleistungsangaben ausgibt. Bei sportlichen Rädern erwähne ich diesen Punkt immer wieder mal als echtes Manko gegenüber beispielsweisen Bosch Antrieben. Yoonit verbaut als Steuereinheit ein kleines LCD Display, welches minimalistisch aber ausreichend ist und gut an das Rad passt. Allerdings gibt’s da noch einige Bemerkungen bei den Cons unten.

Yoonit Electric Mini Cargo Bike Shimano EP6 Antrieb mit Shimano Kurbelarmen
Yoonit Electric Mini Cargo Bike Shimano EP6 Antrieb mit Shimano Kurbelarmen

Verstellbare Ausfallenden

Im Bild zu sehen ist die Inter5e Schaltnabe mit dem elektrischen Schaltservo, eingespannt in den längsverstellbaren Ausfallenden. Diese Konstruktion ist ideal, weil sie einen Kettenspanner erspart. Man hat somit eine kurze Antriebskette und eine gute Kontrolle über die Kettenspannung, die man gelegentlich auf einfache Art nachjustieren kann. Bisher habe ich drei Mal nachjustiert. Dabei muß man erfreulicherweise keine Justage an der Scheibenbremse vornehmen. Die Antriebskonfiguration mit der Inter5e 5-Gang-Schaltnabe ist in Verbindung mit dem starken EP6 Motor völlig ausreichend. Soweit finde ich das perfekt gewählt. Zur Nabe und zur Schaltung kommen unten noch Bemerkungen.

Yoonit Electric Mini Cargo Bike Shimano Nexus Inter 5e Schaltnabe und verstellbare Ausfallenden
Yoonit Electric Mini Cargo Bike Shimano Nexus Inter 5e Schaltnabe und verstellbare Ausfallenden

Die elektronische Di2 Nabenschaltung

Eine wirklich coole und angenehme Sache ist die per Buttons geschaltete 5-Gang Nabe. Yoonit macht hier im Lastenrad die aktuelle Technik verfügbar. Ich geniesse das Schalten per Button bei jeder Fahrt. Der mittig liegende kleine Button im Foto regelt den Schaltmodus (manuell/Automatik), und dazu findet man bei den Cons etwas Info. Zu beachten ist, daß das dünne SD300 Anschlußkabel des Schaltservos an der Nabe nicht sehr fest sitzt, sich also gerne mal lockert.

Shimano Di2 elektronische Schalteinheit mit drei Buttons
Shimano Di2 elektronische Schalteinheit mit drei Buttons

Die Lenkerverstellung

Das Yoonit bietet serienmässig eine sehr praktische Höhenverstellung des Lenkers, einen sogenannten Speedlifter. Bei sehr hoher Beladung kann man den Lenker somit temporär nochmal deutlich nach oben setzen, um Kollisionen mit der Beladung zu vermeiden.

Yoonit Mini Cargobike Speedlifter
Yoonit Mini Cargobike Speedlifter

Die Beleuchtung

Ansich eine Selbstverständlichkeit, und beim Yoonit auch recht elegant gelöst: die Fahrradbeleuchtung. Insbesondere das Rücklicht ist wirklich schön im Schmutzfänger integriert. Geschaltet wird das Licht per Mikroschalter an der Bedieneinheit, also jederzeit per eigenem Knopfdruck ohne Untermenü o.dgl., was bei Shimano Steps nicht in jedem Fall selbstverständlich ist. Der Mikroschalter ist fummlig, aber er tut immerhin was er soll. Warum bringt Shimano keinen normalen Lichtschalter an einer Bedieneinheit für Alltagsräder an? Der Lichtschalter ist nicht ganz unwichtig. Man kann das LED Licht immerhin im Dauerbetrieb belassen. Das Abschalten des Antriebs wird die vorige Lichteinstellung nicht löschen.

Variables Ladungssystem

Möglicherweise das große Super-Feature des Yoonit ist das mittels dreier Schnellspanner demontierbare und einfach anpassbare Wechsel-Ladesystem. In kürzester Zeit ist so ein Träger komplett demontiert. Das Rad kann dann leicht transportiert oder die Kellertreppe hinabgeschafft werden. Yoonit bietet mehrere unterschiedliche Ladungssystem zur Auswahl an, so daß ein einziges Yoonit Transportrad für ganz unterschiedliche Zwecke verwendbar ist. Ob nun Kindertransport, Euroboxen, Softbag, Haustierbeförderung, Universalträger, Korb, alles ist möglich. Das ist absolut super.

Yoonit Mini Cargobike variables Packsystem
Yoonit Mini Cargobike variables Packsystem

Contra

Keine Ladungsfederung

Eine Federung für die zu befördernde Ladung ist nicht im Yoonit Konzept. Es ist ein Starrrahmen. Begründbar ist das u.a. durch die sehr kleine Radgrösse vorne. Da gibt es aller Wahrscheinlichkeit nach keine irgendwie passende hochwertige und starke Federgabel. Aus wartungstechnischen Gründen hat das seine Vorteile, zudem macht es das Rad leichter. Die dicken Serienreifen sind eine gewisse Minimaldämpfung, aber auch nicht mehr als das. Beispielsweise bei der Beförderung von Getränkekisten ist es erforderlich, bei groben Rissen in der Straße oder bei den üblichen abgeflachten Bordsteinkanten-Übergängen das Tempo stark zu drosseln. Keinesfalls darf man da ungebremst drüberkrachen, sonst Scherben, und auf jeden Fall eine Menge Lärm. Man arbeitet zweckmässigerweise mit einer dämpfenden Matte im Ladungsbehälter. Also je nach Art der Beladung ist das ein Merkmal, welches man im Auge behalten muß.

Yoonit am Waldrand

Mikroschalter und fehlendes Bluetooth

Die verbaute Steps Antriebs-Bedieneinheit ist von der Funktionalität her ausreichend für ein Transportfahrrad. Mir ist unverständlich, warum erstens keine Bluetooth Konnektivität vorhanden ist, im Gegensatz zur verfügbaren völlig identischen Bedieneinheit ohne das Displayteil. Da spart Shimano Centbeträge. Somit ist es nicht möglich, das Steps-fähige Garmin Navi als großes Anzeigeinstrument oder zur Fahrtaufzeichnung mit Antriebsdaten zu verwenden. Sehr schade. Und zum anderen ist es ein Witz, daß Shimano diese lächerlichen Mikroschalter zum Einschalten und als Lichtschalter verwendet. Während der Lichtschalter halbwegs zuverlässig reagiert, ist die Einschaltprozedur am Display ein Ärgernis. Man muß länger draufbleiben, das tut erstens am Daumen weh wegen des winzigen Buttons, zweitens gelingt es nur etwa in 50% der Fälle. Also gleich besser den bequemen Knopf am Akku selbst benutzen! Shimano Steps hat immer noch einige erstaunlich benutzerunfreundliche Details, die eigentlich überhaupt nicht sein müssten. Der Antrieb ist gut, das steht ausser Frage, aber die Benutzerfreundlichkeit fällt aus meiner Sicht im Vergleich zum Bosch Smart System schon etwas ab, weil manches einfach nicht durchdacht ist.

Shimano Steps EP6 Kontrolleinheit mit Mikroschaltern
Shimano Steps EP6 Kontrolleinheit mit Mikroschaltern

Die Schaltautomatik

Welch ein Thema. Mit den beiden Automatikmodi habe ich mich bereits ausgiebig befasst, siehe dieser Blogartikel. Am Lastenrad könnte das ein supernützliches Feature sein, wenn man schwer beladen dank des Antriebs stark beschleunigt, und eigentlich mit dem Lenken genug zu tun hat, sich also nicht mehr um die kurz aufeinanderfolgenden Schaltvorgänge kümmern will. Leider war es mir bisher nicht möglich, die beiden Automatikmodi sinnvoll zu konfigurieren, selbst mit kompetenter Hilfe aus einem Forum. Das Hauptärgernis für mich ist, daß die Automatik lazy arbeitet. So nützlich das automatische Einlegen des ersten Ganges beim Stillstand klingt, so schlecht ist es implementiert. Der erste Gang geht erst beim Antritt rein, wo u.U. volles Drehmoment anliegt. Wie so ein Schaltvorgang dann klingt, muß man nicht erläutern. Das tut weh. Wie kann man etwas so blöd implementieren? Das Rad weiß genau, wie schnell man fährt und könnte die Gänge bereits vor dem völligen Stillstand runterschalten. Teil zwei der Misere ist der absurde Schaltverlauf bei den höheren Gängen. Trotz intensiver Setup-Bemühungen mittels der Shimano-PC-Software gelang bisher keine brauchbare Schaltpunkteinstellung. Und von selbstlernend darf man auch Abstand nehmen. Was auch immer da angeblich oder womöglich selbstlernend ist, es dient nicht dem Nutzererlebnis. Im oben verlinkten Artikel steht mehr dazu. Dies alles schmälert nicht den Nutzwert des Rades, sondern es frustiert den Technikfreund in mir, weil man das dank der Datenfülle des Steps Antriebes mit einfachen Mitteln und ohne Magie sehr brauchbar implementieren könnte. Sehr schade. Die beiden Automatikmodi sind aus meiner Sicht also eher experimentell, oder jedenfalls nur bei sehr sanfter gemächlicher Fahrweise verwendbar. Im manuellen Schaltmodus per Buttons sind die teils eigenwilligen Automatik-Schaltpunkte natürlich irrelevant. Das automatische Rückschalten bei Stillstand habe ich bisher aktiv belassen. Es wäre ggfs. abschaltbar.

Leichtlauf Nexus Inter5e Schaltnabe?

Diese speziell für Pedelecs geeignete verstärkte Fünfgang Schaltnabe eignet sich perfekt für das Yoonit Cargobike. Indes hege ich den Verdacht eines etwas erhöhten Innenwiderstandes, verglichen mit beispielsweise einer Alfine 8- oder 11-Gang Schaltnabe, ohne daß ich es irgendwie beweisen könnte. Es fühlt sich zuweilen halt so an, als liefe diese Getriebenabe etwas weniger leichtgängig als die normalen Shimano Schaltnaben, welche ihrerseits nicht mit dem vollen Drehmoment des EP6 Motors nutzbar sind. Diesen Punkt notiere ich „auf hohem Ross“. Dank des kräftigen Antriebs ist es im Normaleinsatz des Rades irrelevant und nicht spürbar.

Bemerkungen ohne Wertung

Sitzposition / Ergonomie

Das Yoonit Transportrad macht mir großen Spaß zu fahren, und so ist es wenig überraschend, daß ich gelegentlich auch mal weitere Runden damit drehe. In diesem Zusammenhang kommt dann die Fahrergonomie ins Spiel. Das Rad bietet eine sehr aufrechte Sitzposition, trotz des langen Vorbaus. Das liegt an der Kürze des Fahrerabteils des Rahmens. Wer wie ich eher sportives Radfahren gewöhnt ist und vielleicht auch nicht mehr ganz jung ist, sollte u.U. auf die Hüften achten. Ich bekomme bei langen Runden in der ungewohnt aufrechten Sitzposition gerne mal Hüftschmerzen. Im alltäglichen Kurzstreckenbetrieb spielt das keine Rolle, sondern ist vielmehr ein angenehmes Komfortmerkmal. Interessant zu wissen ist noch, daß die Sitzhöhe über dem Boden beim Yoonit etwas höher ausfällt, als bei sportlichen Fahrrädern. Man kommt also mit dem Fuß etwas schwerer zum Boden runter, wenn man anhalten will. Das kann bei stark beladenem Rad eine Rolle spielen.

Kleine Radgrößen

Die Kompaktheit des Yoonit Mini Cargobikes beruht unter anderem auf den sehr kleinen Rädern. Bedingt durch die Konstruktion als Long John mit einem im unbeladenen Zustand extrem weit hinten liegenden Schwerpunkt ist immer zu beachten, daß das winzige Vorderrad speziell auf nichtasfaltierten Strecken, aber auch bei Nässe sehr leicht ins Rutschen kommen kann. Das ist bei einem derartig konstruierten Rad nicht zu verhindern, also dagegen gibt es keine anwendbaren Mittel. Wer gerne mal zügig einen Berg runterfährt, muß sich dessen auf jeden Fall unbedingt stets bewusst sein! Bodenhaftung und Führung des unbelasteten Vorderrades kann nicht mit einem gewohnten normalen Fahrrad konkurrieren! Hierin unterscheidet sich das Rad stark von herkömmlichen Bauformen. Es gibt inzwischen Bereifungsalternativen mit mehr Profil, welche die Traktion vorne womöglich etwas erhöhen können, aber die Vorsicht steht an erster Stelle.

Der Hauptständer

Das Yoonit wird mit einem sicher stützenden und praktischen Zweiarm-Hauptständer im hinteren Teil des Rahmens geliefert. Das sorgt auf jeden Fall für sicheren Stand beim Beladen. Allerdings bedarf es einer gewissen Kraft, um das Rad hinten auf den Ständer zu heben. Es rollt also nicht quasi von selbst in den Stand. Bei sehr häufigem Gebrauch des Ständers kann das etwas mühsam werden. Die neuere Yoonit Pro Version hat eine komplett andere Ständerkonstruktion, welche es vermutlich erlaubt, das Rad ohne Hebeaufwand auf den im vorderen Bereich angebrachten Hauptständer zu ziehen. Ich habe es nicht probiert, aber vielleicht ist das eine Überlegung wert. Und abschliessend sei erwähnt, daß der mit einer dicken Schraube befestigte Hauptständer sich relativ leicht lockert. Also gelegentlich nachziehen!

Der Ausblick

Das Yoonit Mini Cargo Bike ist aus meiner Sicht nahe am Optimum für ein universell einsetzbares alltagstaugliches Transportrad. Es ist wendig, verglichen mit anderen Lastenrädern leicht, sehr flexibel in Bezug auf Aufbau und Nutzungsart, ist ggfs. sogar recht leicht transportabel, und es macht als Fahrrad viel Freude. Mit diesem Konzept bin ich 100% einverstanden.
Ich erlaube mir nun einen Ausblick auf zukünftige Transporträder ohne Bezug zu unserem Yoonit. Meine Einschätzung ist ja die, daß das Coolste im Fahrradbereich erst noch kommt. Wir stehen am Anfang einer neuen Generation von Fahrrädern, die wirklich Fahrzeuge nach aktuellen Standards sind, nicht mehr nur minimalistische „Drahtesel“ ohne jeden Anspruch an Komfort, Geschwindigkeit, sehr einfache Nutzbarkeit, generell Alltagsnutzen. Was braucht man zum perfekten alltagstauglichen Lastenrad, und was braucht ein Transportrad, welches ernsthaft statt einem Auto genutzt werden kann und auch will, ohne Freakfaktor, sondern einfach weil es attraktiv zu nutzen ist? Wir haben den Vergleich zwischen dem modernen kompakten Yoonit Transportrad, dem supercoolen und extrem alltagstauglichen E-Twingo, einem Niu Elektroroller und einem BMW Elektroroller. Ich sehe unsere Garage als zukunftsfähig in Bezug auf aktuelle Mobilitätskonzepte, und ich glaube, daß diese Fahrzeuge geeignet für zeitgemässe Vergleiche sind.

Meine persönlich Feature-Liste für kommende Transporträder

  • Ladung und Fahrzeug sollte per Button ohne jede Mühe absperrbar sein. Im Alltag bei Einkaufsfahrten ist die gemeine Box mit Deckel wohl das sinnvollste Ladesystem. Eine solche Box mit Sperrmechanismus, gekoppelt an die Absperrung des Rades, ähnlich dem System aus Autoschlüssel mit Sperrknopf und Auto ist ein unverzichtbares Gadget bei wirklich alltagstauglichen Lastenrädern. Niemand hat Bock, ständig zwischen Radständern und Antriebsteilen mit hakeligen Bügelschlössern herumzufuddeln. Das Problem einer sicheren Absperrung solcher Fahrräder – unabhängig von der Gepäckversperrung – ist eines der grundlegenden und lästigen Probleme bei regelmässigem Fahrradeinsatz, und dafür fehlen aus meiner Sicht immer noch Lösungen. Kiloschwere Stahlschlösser sind für mich keine alltagstauglichen Lösungen. Letztendlich darf die Bedienbarkeit eines Lastenrades nicht umständlicher sein, als die Bedienung eines PKWs. Vielmehr soll so ein Rad durch eine einfachere, flinkere und viel flexiblere Nutzbarkeit punkten.
  • Oben bereits erwähnt ist das Thema Ladungsfederung. Das perfekte Transportrad sollte dafür eine Lösung ab Werk bereithalten, die es erlaubt, übliche Unebenheiten der bei uns häufig sehr schlechten Straßen innerorts mit Fahrradgeschwindigkeit zu überfahren, ohne die Ladung zu gefährden. Es müssen nun keine Bordsteinkanten sein (das wäre vermutlich gar nicht möglich), aber kleinere Schlaglöcher und Risse sollten nicht zu einer Verlangsamung der Fahrt zwingen.
  • Thema Technik, Punkt 1: Blinker. Am Transportrad mit Pedelecantrieb wären Blinker definitiv hilfreich. Man hat die Hände gerne am Lenker, statt in der Luft herumzuwacheln. Blinker waren m.W. gesetzlich verboten bei Fahrrädern, genau wie ein hinreichend starkes Licht. Mit derartig überkommenen Regeln muß schleunigst Schluss gemacht werden.
  • Thema Technik, Punkt 2: ABS. Fahrradtechnik ist inzwischen auf einem hohen Niveau und entwickelt sich erfreulicherweise ständig weiter, vor allem auch dank der großen Zahl an Pedelecs, bei denen aufgrund der vorhandenen Batterie Dinge möglich sind, welche am Normalfahrrad so nicht leicht realisierbar wären. Das Yoonit bietet bereits aktuelle und geschickte Technik. Ich würde mir tatsächlich ABS wünschen, wie es bei E-MTBs inzwischen problemlos käuflich ist. Gerade bei kleinen Laufrädern wäre ein ABS ein starkes Sicherheits- und Nutzbarkeitsargument, insbesondere bei hohem Tempo (bergab) und wenn der Untergrund rutschig ist. Lastenräder haben eine ungewohnte Schwerpunktlage, die noch dazu stark von der Beladung abhängt.
  • Thema Technik, Punkt 3: Kamera/Radar. Mit dem Garmin Varia Rücklicht besitze ich ein sehr nützliches und an jedem Fahrrad installierbares Gerät zur Überwachung des rückwärtigen Verkehrs. Neuere Versionen davon können sogar als Dashcam genutzt werden und Videoclips für den Ernstfall bei rücksichtsloser Fahrweise überholender Fahrzeuge speichern. Damit könnte dann auch zusätzlich zum akustisch-visuellen Radar-Annäherungs-Warner eine elektronische Rückspiegelfunktion nutzbar werden, sofern man ein geeignetes Display am Lenker hat (ggfs. Smartphone). Aufgrund eines nach wie vor vorhandenen kleinen Prozentsatzes an sehr rücksichtslosen KraftfahrerInnen finde ich solche Funktionen sinnvoll, sofern sie keinen erheblichen Zusatzaufwand im Alltagsbetrieb bedeuten. Zwischendurch, speziell nach der Covid-bedingten Verkehrspause, aber auch die Jahre davor war krasses und in Einzelfällen gefährliches Verkehrsverhalten bei uns in der sehr autozentrischen Kleinstadt auffällig. Inzwischen scheint sich dankenswerterweise wieder etwas mehr Freundlichkeit im Strassenverkehr zu zeigen.
  • Als meinen letzten Punkt möchte ich den Kaufpreis ansprechen. Wenngleich es heutzutage lt. Fahrradforen völlig normal zu sein scheint, schnell mal 5000€ für ein Pedelec auf den Tisch zu legen, so ist es noch nicht so extrem viele Jahre her, daß man bei Erwähnung solcher Beträge im Zusammenhang mit Fahrrädern eher als Freak oder Extremsportler bezeichnet wurde. Allerdings: wirtschaftlich betrachtet müssen wir definitiv aus der Billigheimer-Schlacht raus, dieses System ist am Ende. Guter Fahrzeugbau verursacht Entwicklungskosten. Das ahnt man, wenn man mal eines der häufig zu findenden Lastenräder mit mangelhaften Fahreigenschaften oder fragwürdiger Fahrsicherheit testen konnte. Für meinen Geschmack muß ein Fahrrad auch gewissen ästhetischen Blicken standhalten, selbst wenn es ein Utility Vehicle ist. Der Wasserrohr-Drahtesel mit externem Leitungsgefuddel und rostig-wackeligen Komponenten kommt für mich nicht in Frage. Die Build-Quality erstreckt sich darüberhinaus auch auf nicht sichtbare Faktoren, auf eine hinreichende Absicherung hochbelasteter Rahmenpartien, Korrosionsschutz, usw.. Billig wird so ein Rad leider nicht machbar sein. Umsomehr erwartet man als Käufer dann einen wartungsarmen problemfreien Betrieb und eben die beschriebene Attraktivität und Einfachheit der Nutzung, damit sich sowas dann auch wirklich in Freude bemerkbar macht. Es werden zweifellos immer ein paar Tausend Euro sein, die man für ein solches Traum-Lastenrad auszugeben hat. Indes könnte ich selbst mich keinesfalls dazu erwärmen, auch nur im Entferntesten in die Region von 10.000€ vorzustossen. So manch namhafter Hersteller bietet Lastenräder in diesem Preisbereich an, und das ist für mein persönliches Geldgefühl (und meinen Kontostand) ein NoGo. Am ehesten denke ich wird man bei Grossserienherstellern fündig werden, die einerseits innovativ sind und sich den Entwicklungsaufwand leisten können, andererseits eben durch die Qualität und die Kostensenkungen einer Massenfertigung profitieren können.

Ich bin überzeugt, daß wir in der baldigen Zukunft solche Features realisiert bekommen werden und freue mich darauf.

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