Zu diesem Blogartikel
(1.9.2018)
Nicht alle der frühen Blogartikel zum für mich sehr interessanten Cube Cross Hybrid One Pedelec wurden im Blog belassen. Dieser Reichweiten-Artikel jedoch ist aufgrund der Thematik stark frequentiert. Deshalb bleibt er hier stehen, und ich ergänze im Nachhinein einleitende Worte, um mit meinen Angaben keine falschen Erwartungen zu erwecken.
Als Pedelec-Einsteiger lernt man bald, Reichweitenangaben zu relativieren. Um die Übertragbarkeit solcher Angaben ist es schlecht bestellt. Und selbst wenn die Hersteller praktische Reichweitenrechner anbieten, kann man sich darauf nicht berufen. Als Leser von Pedelec-Webforen wird man weiters anerkennen müssen, daß die Nutzungsprofile von Pedelecfahrern sich extrem unterscheiden. Mancher Elektroradler ist an nennenswerter Eigenleistung der Beine gar nicht interessiert, sondern verlangt die Haupt-Vortriebsleistung dem Motor ab, langsam und in sehr hohem Gang bei wenig Krafteinsatz im unterstützten Tempobereich unter 25km/h vor sich hin tretend (man sieht diese Fahrer/innen typischerweise schon von weitem am Horizont).
Andere bevorzugen sportlichen Einsatz, wieder andere schalten den Antrieb gar nur hin und wieder ein.
Dieser Artikel bezieht sich auf einen straßenradtypischen Überland-Fahrstil, den ich gerne als „ambitioniert breitensportlich“ bezeichne. Ich mache primär Strecke, meist in ländlichen hügeligen Gebieten, kaum Innenstädte, Ampeln, Stop and Go, Langsamzonen, dafür Wirtschaftswege, kleine Landstraßen, Überland-Radwege wo vorhanden. Es wird mit erhöhter Tretfrequenz (etwa 90-100 Kurbelumdrehungen pro Minute in der Ebene) und mehr oder weniger lebhafter Eigenleistung (vermeiden wir erstmal den Begriff „sportlich“), je nach Tagesform gefahren. Es geht ausschließlich um den im Titel bezeichneten Pedelec-Antrieb in meinem konkreten Fahrzeug, denn selbstverständlich sind die Komponenten, die Fahrzeugmasse sowie die Haltung auf dem Rad sehr relevant.
Wenngleich die folgenden Reichweitenerkenntnisse noch aus den ersten Wochen mit dem Pedelec stammen, so untermauern meine inzwischen mehrere tausend zurückgelegten Kilometer diese ersten Angaben qualitativ.
Typischerweise überschreite ich in der Ebene die Abregelgeschwindigkeit von 25km/h und fahre somit große Anteile ohne Akkuverbrauch. Das streckt die Reichweite theoretisch ins Unendliche – allerdings nur bis zum nächsten Anstieg oder Gegenwind. Immerhin kann ich inzwischen mehrere längere Fahrten knapp unterhalb des Abregelpunktes – also bei überwiegend mitlaufendem E-Antrieb – notieren, und auch dabei verfällt mir die Reichweite mit dem 2018er Bosch Active Line Plus nicht. Was man also weiter unten im Artikel zu lesen findet – quasi die Urfassung dieses Blogartikels zur Reichweite meines Pedelecs inklusive diverser konkreter Zahlenangaben – ist aus meiner Sicht von der qualitativen Aussage her gefestigt und auch reproduzierbar – sofern man einen vergleichbaren Fahrstil zugrundelegt. Zuletzt gibt es Erfahrungen aus meinem Freundeskreis, die im Einklang mit meinen Eindrücken stehen.
Die ersten Reichweitenerfahrungen im Detail
(8.3.2018)
Nach der heutigen hügeligen Runde über den Ranzenberg (12%) und den Dattenbacher Berg (13%) war der 500Wh Akku fällig zur Zweitaufladung. In maximaler Unterstützungsstufe zeigte mir das Display noch 7 km Restreichweite. Einer von fünf Ladebalken leuchtete noch. Der Motor lieferte immer noch die volle Leistung. Man hätte nach Zurückschalten in den Eco- oder Tourmodus sicher noch ausreichend „Not-Kilometer“ mit Antrieb gehabt, also ganz leer war er immer noch nicht. Es folgen tabellarisch die Fahrdaten der ersten Akkuladung mit dem Cube Cross Hybrid One und dessen Bosch Active Line Plus Antrieb.
Größe | Wert | Bemerkung |
---|---|---|
Gesamtstrecke | 128km lt. Purion Display | Korrigiert lt. GPS ca 120km |
Höhenmeter | ca 900Hm | Realistisch abgeschätzt, GPS mit Barometer zeigt erheblich zu viel an |
Steigung | mehrere 12% Rampen, eine lange 13% Rampe | Angezeigt ca 16km/h bei den steilsten Steigungen |
Temperatur | teils unter 0° Celsius, teils darüber, kalt bis kühl | |
Fahrstufe | Maximale Unterstützung (Turbo Modus) | In der Ebene benötige ich kaum Unterstützung, weil ich oberhalb der Abregelgeschwindigkeit unterwegs bin |
Abregelgeschwindigkeit | max. 24km/h | GPS Wert |
Systemgewicht | 115-120kg | Fahrrad, Fahrer, Klamotten, Rucksack |
Ritzelpaket | 11-34 Zähne (Shimano XT, 10-fach) | |
Kettenblatt | 38 Zähne | |
Voreilung Anzeige Purion | ca 11% bei Geschwindigkeit, ca 6% bei Kilometerzähler | Ab Werk sehr defensiv eingestellt, montierte Reifen 42-622 statt 44-622, somit realer Reifenumfang 2180mm statt 2220mm in den Settings |
Bereifung | Schwalbe Marathon Supreme 42-622 Faltreifen | |
Eigenleistung | "Ambitioniert breitensportlich" | Kein Wiegetritt, in der Ebene meist oberhalb der Abregelgeschwindigkeit unterwegs, generell sehr aktiv mittretend, Kadenz etwa 80 oder darüber |
Optimierungen | Leichtradsatz mit hochwertigem Nabendynamo, Look Keo3 Pedale, Lenker deutlich tiefer, Lichtanschluß an Antriebssteuerung deaktiviert | |
Beleuchtung | B&M Cyo T an SON 20R Nabendynamo, stets eingeschaltet | In der Antriebselektronik wurde die Beleuchtung deaktiviert, damit keine Restkapazität für Notbeleuchtung reserviert bleibt, sondern alles dem Motor zur Verfügung steht |
Weitere anfängliche Akkuladungen
Mit der zweiten Akkuladung lässt sich obige Reichweite bei ähnlichen Fahrbedingungen reproduzieren. Die erste „Rekordrunde“ war dann die vierte Akkuladung mit insgesamt 211km und 900Hm, dabei etwas wärmeres Wetter als bisher. Im Bild sieht man noch zwei Ladebalken bei 200km Fahrtstrecke. Beim Anfahren nach diesem Foto ging es aber sofort auf den letzten Ladebalken zurück. Quasi Fotoglück gehabt.
Bei allen Fahrten zwischen dem vierten und dem fünften Nachladen wurde recht aktiv (um nicht zu sagen sportlich) mitgetreten. Bei ebenen Streckenteilen war der Antrieb wenig gefordert, weil die Fahrgeschwindigkeit fast immer oberhalb der Abregelgeschwindigkeit lag. Alle Steigungen (Rampen von 12% bis zu 19%) wurden mit vollem Schub im Turbo Modus gefahren, und der Turbo Modus blieb auch für die meisten Streckenteile aktiv. Nur gelegentlich habe ich zwischendurch auf Tour-Modus zurückgeschaltet, wenn es beispielsweise innerorts sinnvoller war.
Auch bei diesem Ergebnis darf man nicht annehmen, daß das ohne weiteres übertragbar ist. Für meinen Fahrstil kann ich damit sehr zufrieden sein, denn es ist sichergestellt, daß ich bei eher sportlicher Eigenleistung wirklich sehr weit mit diesem Fahrrad komme. Reine Höhenmetertests bzw. ggfs. eine Glocknerfahrt behalte ich mir noch vor. Mal sehen, wann ich Zeit und Lust dafür habe.
Update 07/2019
Der aktuelle persönliche fitnessbedingte Reichweitenrekord ist in diesem Blogartikel beschrieben. Und nochmal: solche Angaben besitzen keine Relevanz für andere Radfahrer/innen, können auch nicht für Stammtischgespräche herangezogen werden und sind weder übertragbar noch anderweitig belastbar, weil einfach Null Normierbarkeit gegeben ist. Für mich waren derlei Erfahrungen als Pedelec-Neueinsteiger aufschlußreich, aber inzwischen sehe ich sowas nurmehr sehr qualitativ in Bezug auf Rad, Antrieb und Fitness. Die Zahlen selbst sind ziemlich uninteressant.