Das Kapitel Elektrotouring kann dank dem brandneuen CE 04 Elektroroller als Motorradersatz aufgeschlagen werden. Mit den Erfahrungen aus 11000km mit dem Twingo ZE gehe ich die Sache relativ gelassen an und wurde bei der ersten E-Roller Tour mit Zwischenladen erwartungsgemäß nicht enttäuscht. Das Laden bei Pausen ist realistisch machbar dank der Schnelllade-Vorrichtung des CE 04. Das sitzt man locker aus. Dankbar bin ich, dass dieser große Roller trotz des hohen Gewichts super präzise und flink über kurvige schmale Kleinstraßen steuerbar ist. Das ist perfekt! Dieses Gerät als vorwiegend urbanes Fahrzeug zu etikettieren ist Verschwendung. Welch ein Genuß, mit dezentem Surren enge Bergstraßen hochzuziehen.
Ein Fragezeichen bleibt noch betreffend der offensichtlich sehr guten aber unergründeten Schräglagenfreiheit. Wo ist das Limit? Um zu analysieren, welche Teile als erstes aufsetzen, müsste man den Roller im Stand mit mehreren Personen in Schräglage bringen und schauen was passiert, und eigentlich müsste man ihn dabei noch einfedern. Solange das nicht geschehen ist, muß ich davon ausgehen, daß es sich um aufsetzende lackierte Flächen handelt, nämlich die beidseitig des Akku-Kühlkörpers verlaufenden Längs-Schrägen.
Ein Asfaltkontakt würde da monetär sehr weh tun, also das kann ich nicht riskieren. Insofern ist wohl eher ein lockerer Soft-Hangoff zu empfehlen wenn es schräger wird. Drücken würde man bei größerer Schräglage aufgrund der Aufsetzgefahr vermeiden. Falls da wer genaueres weiß, sehr gerne her mit Info! Update: In folgendem Youtube Video zeigt es jemand relativ brutal. Tatsächlich schleifen die lackierten seitlichen Schrägflächen: https://youtu.be/LEWJo8HJl_c. Das kann also teuer werden.
Zur Tour: wir waren zu zweit unterwegs. Vorweg ich mit dem Roller, hinterher meine Frau mit der MT-07. Die Fahrweise war durchwegs sanft, indes nicht langweilig. Ich konnte ja nach vorne ausbüchsen, beliess es aber bei einem sehr moderaten Fahrtschnitt. Zudem reichte der Eco Modus vollkommen aus ohne jede Not. 6,3kWh/100km Gesamt-Verbrauchsschnitt lt. Bordcomputer ist ermutigend. Also wenns sein muß, kommt man da schon ein Stück weit. Es wurden überwiegend enge hügelige Kleinstraßen mit zwei größeren Anstiegen gefahren, speziell der Gaisberg bei Salzburg. Dank der allenorts stehenden Tempolimits waren wir eigentlich nie auffällig langsam unterwegs. Erwähnen sollte ich, daß ich nicht sehr groß (durchaus aber schwer) bin, eine enge nicht flatternde Lederjacke trug und generell immer etwas geduckt sitze, was bei höherer Geschwindigkeit merklich spart. Und je niedriger der Akkustand wird, desto geduckter sitze ich, da kann ich nicht aus meiner Haut. Scusi! 😉
Die lt. App (siehe Screenshot) gemessenen Schräglagen hinterfrage ich. Diese Werte scheinen nur bei homogener gleichmässiger Fahrweise realistisch, nicht jedoch bei wechselhaft-aktiver winkeliger Kleinstraßen-Kurvenfahrweise, wo ich in der App unrealistische Werte bis 46° angezeigt bekomme. Realistischer sind vielleicht Werte bis 35°. Aufgesetzt hat bisher jedenfalls nichts, und die ausgezeichneten Pirelli Reifen nehmen diese realen Schräglagen völlig entspannt, genau wie das Chassis. Nur weiß man eben nicht, wie viel Luft noch unterm Kiel verbleibt. Dank der schmalen Sitzbank, dem tiefen Schwerpunkt und der sehr variablen Fußposition auf den Trittbrettern hat man immer Lust auf mehr, und dabei lassen sich die gängigen Straßenfahrtechniken allesamt gut machen. Schon ein cooles Gerät, ich bin total happy damit und habe wieder richtig Lust auf solche Strecken.
Den Nettowert 6,3kWh/100km (ohne Ladeverluste) könnte man umdeuten auf einen Verbrauchsschnitt von unter 1l/100km (über den Heizwert mit Benzin verglichen). Also das kann sich schon sehen lassen, wenn man die Fahrfreude dabei auch noch in den Blick nimmt. Das Fahrgeräusch ist mit Integralhelm gut auszuhalten.
Die im Bordcomputer Foto ausgewiesene vermeintliche lange Fahrpause hat keine Relevanz. Diese ergab sich u.a. aus der Zeit zwischen einer kurzen Erledigungsfahrt am gleichen Tag vormittags, nach der ich keinen Reset mehr gemacht habe und der eigentlichen Tour. Während der Tour waren wir gemütlich Essen, haben den Gaisberg genossen, sowie einen guten Freund besucht, nämlich den ursprünglichen Tippgeber, als der CE 04 vorgestellt wurde. Also nicht erschrecken deswegen, das hat mit den kurzen Ladepausen nichts zu tun.
Navigation
Die gesamte Tour sind wir anhand der Navigation mit der BMW Connected Motorrad App am Pixel 5 Smartphone im gekühlten Fach mit Übertragung auf das CE 04 Display gefahren. Dabei war Autorouting im Einsatz in Verbindung mit Streckenkenntnis, also keine Tracknavigation. Das System ist super, I am loving it. Klasse gemacht.
Ich verwende seit langem meistens den Tomtom Routenplaner für längere Motorradstrecken, weil der oft gute Ergebnisse nach meinem Geschmack liefert, die ich dann genau wie geplant abfahren kann. Solche vorbereiteten Routen bzw. Tracks sende ich normalerweise aus dem Tomtom Planer direkt kabellos aufs Rider 400 Navi, welches allerdings in diesem Fall hier nicht zum Einsatz kommt. Stattdessen exportiere ich also nun die Route aus dem Tomtom Planer als GPX, speichere sie in der Wolke und hole sie mir so aufs Smartphone, wo man das File direkt mit der BMW Motorrad Connected App öffnen kann! Die App bietet einem augenblicklich den Import wahlweise als Route mit wenigen Stützpunkten oder narrensicher als Track mit Tausenden Stützpunkten an, und voila, man ist startklar mit Fullscreen Navi im CE 04 Display. Das finde ich absolut genial, auf die Gefahr hin, mich da zu wiederholen. Hier mal ein Screenshot einer vorbereiteten Strecke, voraussichtlich meine nächste Tour, sofern die wunderbare Weitenaustraße wieder geöffnet ist. Ladestellen gibts da ausreichend am Weg, trotzdem Teile der Tour abgelegen sind.