Unterstützungsleistung
Im Hinblick auf eine mögliche Mehrtagestour mit dem Yoonit Mini Cargobike wurde letztens das leichte Smart Carrier Gepäcksystem angeschafft. Damit nicht genug, gab es diverse Proberunden, um die Sitzposition zu optimieren und mehr Erfahrung mit der Akku-Ausdauer zu gewinnen. Letzteres war bisher kein besonders wichtiges Thema. Die maximale Tourlänge belief sich auf problemlose 60km (Eco Modus).
Mittels meines Shimano PCE2 Interfaces hatte ich zu dieser Zeit bereits Feineinstellungen am Antrieb vorgenommen, mit dem Ziel der Optimierung der Antriebs-Unterstützung für meine Betriebsweise, sowie zum Experimentieren mit den Automatikmodi der Schaltung.
Bei den jüngsten Fahrten stellte sich jetzt aber heraus, daß die erzielbare Maximalreichweite für Touring trotzdem nicht ausreichend war. Selbst mit dem etwas schwächer eingestellten Eco-Modus waren bei „breitensportlicher“ Eigenleistung nicht annähernd 100km mit aktivem Antrieb drin. In mehreren Iterationen wurden also jetzt die drei verfügbaren Modi weiter begrenzt.
Alle Modi wurden in Bezug auf die prozentuale Unterstützung und die Dynamik beim Antritt limitiert. Eco- wie Trailmodus wurden zudem deutlich limitiert in Bezug auf das maximal verfügbare Drehmoment, denn leider ist in der Shimano E-Tube Software eben nur ein Drehmoment-Limit, jedoch kein Watt-Limit einstellbar. Bosch hat das jüngst beim Smart System eingeführt, und ich finde das erheblich anschaulicher zu konfigurieren. Mit Wattzahlen kann man als Radfahrer gut etwas anfangen. Ein Drehmomentlimit gibt mir hingegen keine Abschätzmöglichkeit.
Bei diesen Aktionen ist mir aufgefallen, daß es möglich ist, den Eco- wie den Trail-Modus auf partielle Unterstützung zu konfigurieren, so wie Bosch es beim neu eingeführten Eco+ Modus macht. Erst ab einem Eingangsdrehmoment-Schwellwert springt der Antrieb an. Bei gleichbleibend sanftem Pedalieren fährt man dann ohne Pedelec-Antrieb. Für meinen neuen Eco Modus habe ich mir das nun konfiguriert.
Di2 Stromversorgung
Bei meinen Proberunden habe ich den Akku erstmals auch komplett leergefahren, bis der Antrieb vom System deaktiviert wurde. Es ist wichtig zu wissen, daß die elektronische Di2 Schaltung des Yoonit Electric auch dann noch funktioniert. Andernfalls könnte die Situation des leeren Akkus echt problematisch werden, weil man ein schweres Rad wie das Yoonit im Hügeligen nicht ohne Gangschaltung fahren will und kann. Wie lange die Di2-Schaltung bei leerem Akku noch aktiv wäre, ist unergründet. Meine Testfahrt erstreckte sich immerhin noch über eine gewisse nennenswerte Zeit, ich war also keineswegs gleich zu Hause.
Was das Licht angeht, auch dieses konnte noch aktiviert werden. Dazu gibt es in der E-Tube Software eine entsprechende Einstellung, eine einstellbare Rest-Brenndauer, welche sozusagen etwas Notreserve im Akku für das Licht reserviert, somit die Antriebsreichweite minimal reduziert. Diesen Punkt hätte man bei Bedarf also selbst im Griff. Ob diese einstellbare Notreserve auch für Di2-Betrieb einspringen würde, ist mir nicht bekannt.
Bluetooth Konnektivität
Der Umbau
Das Yoonit Mini Cargobike ist ab Werk mit dem einfachen Shimano SC-EN500 Display ausgestattet. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus linker Schalteinheit und LCD Display. Grundsätzlich wäre das ausreichend, wenn Shimano bei diesem Display nicht auf Bluetooth Funk verzichtet hätte. Es gibt unter der Bezeichnung SW-EN600-L eine visuell ähnlich aussehende linke Schalteinheit, welche nur den Displayteil nicht besitzt. Dieses Teil hat die gewünschte Bluetooth Konnektivität. Warum will man Bluetooth Konnektivität? Erstens ist es damit auch unterwegs möglich, über Bluetooth und die Shimano E-Tube App Antriebskonfigurationen vorzunehmen. Zweitens kann man damit das Smartphone mit der E-Tube Ride Software als full featured Display verwenden. Drittens kann man diverse handelsübliche Navis als Display verwenden. Als Beispiel seien das Garmin Edge Explore oder das Sigma Rox 4.0 genannt, welche sowohl die Antriebsdaten, die Trittfrequenz, die Geschwindigkeit als auch Di2 Schaltungsdaten visualisieren. Das finde ich nützlich, denn es erspart sowohl Speedsensor (die GPS Geschwindigkeit hängt u.U. hinterher, ist also zuweilen nicht genau) als auch Trittfrequenzsensor.
Eine solche Bedieneinheit SW-EN600-L habe ich zu einem richtig günstigen Preis im seriösen Onlinehandel ergattert. Der Trick dabei war, daß dieses Sonderangebot eine skurrile Halteschellenweite besitzt. Am Lenkerende hat man ca 22mm Klemmdurchmesser, nicht 35mm wie bei diesem Angebot. In der Lenkermitte würde man so eine Schalteinheit nicht plazieren wollen. Aber: Bei einer Sichtung meiner vorhandenen Schalt-Display-Kombination war erkennbar, daß die Schelle modular demontierbar ist. Ich ging aufgrund der visuellen Ähnlichkeit dieser Schaltereinheiten davon aus, daß ich meine vorhandene 22mm Lenkerschelle mit dem neuen Teil weiterverwenden kann. Das war eine Fehlanname. Somit verblieb mir nurmehr, Gummistreifen unter die viel zu weite Klemmschelle unterzulegen.
Das Video zum Umbau
Ergebnis und Bilder
Der Umbau lohnt sich für mich, denn die Konfiguration des gesamten Rades mittels der Shimano E-Tube Smartphone App ist so viel angenehmer und intuitiver als mit der umständlicheren PC Applikation mittels des PCE2 Interface. Womöglich lösen sich jetzt ein paar meiner früher beschriebenen Probleme mit diesem Steps System, speziell mit der eigenwilligen Automatikschaltung. Das Ganze ist in der Smartphone App besser beschrieben und leichter zu konfigurieren.
Es folgen einige Screenshots der Shimano E-Tube App, sowie der E-Tube Ride App, welche das Smartphone zum umfassenden Fahrdisplay macht. Und wie im Video gezeigt, funktioniert das alles auch wunderbar mit dem Garmin Edge Explore sowie mit dem Sigma Rox 4.0.






Die nächste Galerie bietet einige Fotos vom Lenker des Yoonit mit der neuen kleineren linken Bedieneinheit und der Verkabelung:




Abschließend folgen ein paar hübsche Hinterland-Tourfotos der aufschlußreichen und schönen Konfigurationsrunden in den letzten Tagen:





Fahrrad und Notebook
Ganz grundsätzlich finde ich es Klasse, mit dem Notebook unterm Arm zum Fahrrad zu gehen, um dort dann diverse Konfigurationseinstellungen sowie Feintuning vorzunehmen. Wir sind inzwischen auch beim Fahrrad im Zeitalter des Fahrzeugbaus angekommen. Die Drahtesel-Epoche habe ich verlassen. Das ist wie ich meine ein cooler Aspekt modern konstruierter Fahrräder. Es spricht mich genauso an, wie diese ganz ursprüngliche Freude an der genussvollen Einfachheit eines robusten, hübschen wartungsarmen Rades wie eben mein 2souls.