Roadbike
In Vermeidung des einfältigen Begriffes „Rennrad“ sei der englische Titel bitte entschuldigt. Manchmal gibt es im Deutschen einfach kein besser passendes und dabei sofort verständliches Wort für etwas. Anyway, gestern kam es zum Verkauf des Rose X-Lite Four Disc. Dem war ein langes Zaudern und Zögern vorangegangen, denn das Rad war in exzellentem Zustand gemessen am Alter (5 Jahre seit Neukauf), und den aufwendigen teuren Umbau auf den Carbonlenker hatte ich eigentlich auch nicht zum Spaß gemacht – also schon irgendwie, aber sicher nicht im Hinblick auf einen Verkauf des Rades. Der monetäre Verlust bei so einem Gebrauchtverkauf ist dann schmerzhaft. Andererseits ist die Halswirbelsäulenproblematik bei mir nach wie vor präsent und aktuell wieder etwas verstärkt. Das Überstrecken des Kopfes nach hinten, wie man es typischerweise bei solchen Fahrrädern machen muß, speziell beim Bergabfahren geht einfach nicht mehr gut, so daß das Fahren mit dem Rose sehr unlocker geworden ist. Von der ganzen Konstitution her muß man vielleicht einen Strich ziehen und feststellen, daß die Zeiten mit dem sportlichen und auch herausfordernden Straßenfahren vorbei sind, ganz derb und undifferenziert gesprochen. Daran ändert leider auch das wunderbare leichte schöne schnelle Rose Rad nichts.
Der Plan
Es waren aktuell ein paar andere etwas frustrierende Faktoren hinzugekommen, so daß ich beschlossen hatte, weitere Verkäufe zu eruieren und die Garage mal wieder abzuspecken. Unsere früheren jährlichen Adria-Urlaube sind weggefallen, so daß mein 2012er Tern Verge Faltrad eigentlich keinen nennenswerten Zweck mehr erfüllt. Vor Ort oder bei Dienstreisen bevorzuge ich das simple Ruckzuck-Strida. Das Tern parkte in einem für meine Verhältnisse etwas verkommenen undefinierten Zustand in einer Ecke. Daraus ergab sich das gestrige Abend- und heutige Tagesprojekt beim momentanen Dauerregen. Die Aufgabe war, konkret mal zu checken, was an dem Fahrrad zu tun ist, und ob es noch in einen verkaufswürdigen Zustand kommen könnte, ohne zum Totalverlust zu werden. Dabei gab es erwartungsgemäß zahlreiche Mängelbeseitigungen, und letztendlich lief dann alles ganz anders als gedacht.
Folding Bike
Status quo
Das Tern diente mir früher hauptsächlich für längere Italienradtouren mit Bahn-Option, gelegentlich auch für lokale Feierabendrunden und früher manchmal Bahnpendlereinsatz. Ansonsten war es das Urlaubsrad für meine kurzen Runden bei unseren Familienurlauben, die allerdings seit längerem nicht mehr stattfinden, weil sich auch diesbezüglich halt die Zeiten ändern. Aktuell befand es sich in einer Art „Wintersetup“ mit dem Tourenlaufradsatz und Kotflügeln, in dreckigem ungepflegtem Zustand, unattraktiv, unbenutzt, traurig.
Sanierung
Das Rad wurde als erstes mal gewaschen und gepflegt, was bitter nötig war. Die Kette wurde nach langer Zeit endlich erneuert, im Hinblick auf verbesserte Leichtgängigkeit. Sämtliche Seilzüge samt ihrer Hüllen mussten ausgetauscht werden, insbesondere weil sie von mir damals zu kurz abgelängt worden waren und an den Zugauslässen inzwischen Knicke aufwiesen. Zudem wurden die noch serienmässigen 11 Jahre alten Ergon Griffe gegen gleichwertige Griffe dieses Herstellers mit integrierten Hörnchen getauscht. Die alten Griffe wären noch verwendbar gewesen, waren aber farblich so gar nicht mehr „frisch“. Man kann sagen, daß Tern an diesem 2012er Modell damals tatsächlich sehr hochwertige Komponenten namhafter Hersteller verbaut hat, und das zeigt sich heute nach 11 Jahren recht deutlich. Ganz umsonst ist so etwas nicht. Inzwischen sind solche Fahrräder neu erheblich teurer geworden, was ein Grund mehr ist, einen Gebrauchtverkauf zum unvermeidlichen Schleuderpreis lieber zu unterlassen.
Nach insgesamt mehreren Pflege-Iterationen sah dieses Rad dann auf einmal wieder überraschend frisch und schön aus! Passend dazu wurde es daraufhin auf den wenig benutzten fast neuwertigen superleichten wunderschönen Kinetix Serienradsatz gestellt, zusammen mit einer präzisen Einstellung der Felgenbremsen. Abschließend wurden die nun übriggebliebenen leichten schicken Look Pedale sowie der hochwertige Sattel vom ehemaligen Rose Rad am Tern montiert. Die Sachen passen meiner Meinung nach super ans Tern.
Upgrades
Mit den neuen Seilzügen fühlt sich das Rad knackig, reaktionsschnell und leichtgängig an. Zum totalen Luxus habe ich mir im lokalen Radshop eine hochwertige teure Ortlieb Klickfix Tasche für den vorhandenen Tern Klickfix-Rahmenadapter gekauft. Die im Geschäft vorhandene Auswahl an solchen Taschen (Marken und Farben) hat mich sehr erfreut. Wie schön, wenn man mal was direkt vor Ort im Geschäft kriegt, statt immer nur bestellen zu müssen. Diese leichte, schöne und dabei stabile Tasche mit genialem Magnetverschluß ersetzt die labbrige alte schwarze Billigtasche, welche ich früher im Urlaub verwendet hatte. Es ist bemerkenswert, was solche vermeintlichen Kleinigkeiten im Alltag ausmachen können. Generell ist dieser rahmenfeste Tern Taschenhalter vorne am Steuerrohr ein echt praktisches Feature dieses Radtyps. Besser und schneller zugänglich kann man seinen Kleinkram nebst Kamera, Smartphone, Werkzeug, Geld, Papiere, Leichtjacke usw. auf Tagesrunden nicht unterbringen. Darüberhinaus kam an den Lenker noch ein SP Connect Universalhalter für entweder Smartphone oder GoPro, zusätzlich zum unauffälligen mittigen Garmin Navihalter. Am linken Pedal wurde mein Trittfrequenzsensor mit Kabelbindern fixiert, und im superschmalen Vorderrad mehr schlecht als recht der Speedsensor.
Not for Sale
Damit hat sich der Verkaufsgedanke bei diesem Rad gestern spätabends erledigt. Das Tern mit dessen sehr variablem Syntace Vorbausystem passt mir ergonomisch perfekt. Daraus ergibt sich ohne Neuanschaffung bei moderatem Kostenaufwand ein so überraschender wie erfreulicher Ersatz für das verkaufte Rose. Sicher kann es nicht ganz so leicht, schnell, elegant oder effizient wie das Rose sein, aber für mich erscheint es angemessener, definitiv lockerer, dabei auch praktischer, und immer noch schnell genug. Zudem ist es voll bergtauglich, wie ich von den früheren Italientouren weiß. Es ist cool, wie man sich eigene alte Dinge mit etwas Aufwand und Können wieder aufwerten kann. Anscheinend hatte ich das vergessen im mühsamen Alltag.
Galerie
Diese partiell ungeplante Garagentransaktion war das erfreuliche Ergebnis der letzten eher etwas unmotivierenden Tage. Alles weitere ist in der Fotogalerie unten zu finden. Die Fotos zeigen anhand des sichtbaren Verschleißes, daß das Rad viel benutzt wurde. Funktional ist es jetzt wieder einwandfrei, und im Vergleich zum Zustand vor dieser Aktion ist es gefühlt „besser als neu“.