E-Flow

Die Tour

Erneut bin ich heute die Postalmrunde von letztens in minimal abgewandelter Form gefahren. Diesmal war ich allein unterwegs. Der Plan war, die Tour mit kürzestmöglichen Ladestopps (diesmal sogar fünf an der Zahl), sowie einigen kleinen Fotostopps durchzufahren. Der Fahrstil war diesmal wirklich flüssig und ohne irgendwelche Verzögerungen, was man im Vergleich zur besagten vorigen Postalmrunde in Begleitung meiner Frau auf ihrer MT an den Tourstats ablesen kann. Trotz kühleren Wetters und viel Nässe auf den Straßen war die Fahrt auch heute superschön, ein perfekter Genuß. Einige Kleinigkeiten möchte ich im Zusammenhang mit der heutigen Runde speziell erwähnen.

Kartenmodus

Zum einen ist die bisher perfekt funktionierende Wlan Verbindung zwischen TFT und Smartphone neuerdings nicht mehr aktivierbar. Das bedeutet, daß man auf die Kartendarstellung im Display des CE 04 verzichten muß. Man kann weiter mit dem Roadbookmodus navigieren, der echt gut gemacht ist, so daß die Wegfindung meistens problemlos ist. Bei mehreren Abzweigungen innerhalb eines kurzen Straßenstücks biegt man allerdings u.U. falsch ab. Das merkt man nach 100m Fahrt und dreht um. Lt. elektroroller-forum.de gibt es wohl ein Software Update von BMW zu dieser Sache, allerdings ist das derzeit eine unverifizierte Aussage meinerseits ohne jede Gewähr! Ich bin dran, die Sache klären zu lassen, weil ich auf den Kartenmodus sicher nicht verzichten werde. Das System ist Gold wert, sofern es funktioniert.
[Update Juli 2022: Mit der Connected Ride Android App 4.2.1 wurde dieses Problem behoben, oder besser gesagt: seit dieser Version geht es bei meinem Fahrzeug endlich wieder problemlos. Es war also anscheinend kein Thema der Fahrzeugsoftware oder des TFT Displays.]

Der Flow

Wer gerne auf schönen Straßen mit Motorrädern fährt, kennt den Flow beim Fahren. Das ist die Situation, wo alle Sinne aufs Fahren fokussiert sind, wo man in voller Aufmerksamkeit 100% bei der Sache ist, unabgelenkt, frei von mentalen Störfaktoren mit sauberer und sicherer Linie der Straße folgt. Das ist einer der Wunscheffekte beim Motorradfahren, und dieser Zustand ist keineswegs selbstverständlich. Dafür muß alles zusammenpassen. Heute war das über weite Teile der Runde genau so, und das sogar in ganz hervorragender Weise. Ich habe mir die Frage gestellt, in wie weit daran der Faktor des Elektroantriebs eine Rolle spielt, denn so schön hatte ich das seit langer Zeit nicht mehr.
Das Antriebsgeräusch des CE 04, also Riemen- und Motorgeräusche nimmt man bei „Kleinstraßengeschwindigkeit“ im Integralhelm nur sehr dezent wahr. Bei hoher Geschwindigkeit hört man nurmehr den Wind. Das ist genial. Das fährt superschön.
Ein weiterer Faktor ist die präzise Antriebskontrolle und die spezielle Drehgriffbetätigungsweise im Zusammenhang mit dem lastwechselfreien Übergang zwischen Beschleunigung und Rekuperation, die sich vom herkömmlichen Motorrad unterscheidet. Man fühlt sich noch direkter mit dem Antrieb gekoppelt. Gut testen kann man das beim U-Turn auf relativ schmalen Straßen. Trotz des langen Fahrzeugs und trotz der nicht vorhandenen Kupplung geht das hervorragend, weil sich der Antrieb ruckfrei feindosieren lässt. Man muß den Drehgriff allerdings auch entsprechend nutzen. Das bedarf einer subtilen Umgewöhnung. Man fährt den Roller fast allein über den Drehgriff, welcher Kupplung, Bremse und Gasgriff weitgehend ersetzt. Ggfs. kommt noch die Scheibenbremse zur Feindosierung oder bei starken Bremsungen ins Spiel.

Tourbilder

Tourdaten

Die heutige Fahrt verlief straff, also entweder wurde gefahren oder geladen. Einige kurze Fotopausen waren drin, aber auf jedwede sonstige Aufenthalte habe ich verzichtet. Das heißt, man kann anhand der Statistik rauslesen, daß ich bei 5h Fahrt knapp 2:20h geladen habe. Es waren heute fünf Ladestops, bei denen ich die Batterie im mittleren Bereich bis grob etwa 80% oder weniger geladen habe. Auf Vollladen unterwegs habe ich verzichtet. Die Tour wurde bei gut 80% Akkukapazität gestartet und bei etwa 16% beendet. Die flüssige und dynamischere Fahrweise liest man am diesmal etwas höheren Strombedarf von 6,9kWh/100km Tourschnitt ab. Letztens mit meiner Frau zusammen waren es nur 5,9kWh/100km, allerdings bei warmem Wetter und Trockenheit. Auffallend ist die starke Rückgewinnung von 5,1kWh über diese 267km Runde. In der Tat habe ich die Bremse wirklich nur sehr punktuell eingesetzt, wenn es unvermeidlich war. Fast alle Verzögerungsvorgänge liefen über die Generatorbremse. Der Tourschnitt von 57km/h ist reell.
Auch diese Runde wurde ausschließlich im Eco Modus gefahren. Bei den schnellen Verbindungsstücken beispielsweise den Wolfgangsee entlang sitze ich stark geduckt, um den Stromverbrauch nicht eskalieren zu lassen.

Ladegalerie

Diesmal wurden fünf kurze Ladestopps eingebaut. Vier davon sind unten zu sehen. Die Strategie war in erster Linie, das Fahrzeug im mittleren Akku-Bereich häufiger zwischenzuladen, weil es dort am schnellsten geht und am wenigsten Batteriealterung verursacht. Bei etwa 80% Kapazität wurde die Fahrt fortgesetzt. Bei dieser Ladestrategie hat man zudem Optionen, falls einmal eine erwartete Ladestation nicht verfügbar sein sollte. Plant man sich nur wenige oder die minimal nötigen Lade-Punktlandungen mit fast leerem Akku, dann ist man am Land u.U. aufgeschmissen im Fall besetzter oder disfunktionaler Ladestationen. Wäre ich mit vollem Akku gestartet, so hätte ich eine solche Tour realistisch mit nur zwei längeren Ladestopps fahren können. Die Gesamt-Ladezeit wäre dabei aber vermutlich nicht kürzer gewesen.

Update: inzwischen bin ich die Runde ein weiteres Mal gefahren mit weiter optimiertem Ladeplan und etwas sparsamer, 6,6kWh/100km Schnitt. Vor allem aber war diesmal der Akku beim Start auf 100%, anders als bei der Runde dieses Blogartikels. Damit habe ich eine Gesamtladezeit von 1:54h erzielt. Brutto wurden lt. Ladesäulenabrechnung etwa 12kWh in fünf kurzen Ladestopps reingeladen. Die Runde hatte 270km mit reiner Fahrzeit von 5h. Es ist wirklich bemerkenswert, wie schnell man bei diesem Roller im mittleren Akkubereich nachladen kann. Da steht man nicht lange. Ich beginne langsam, ein Auge für kleine Ladestationen („Kastl“) in Orten am Weg zu entwickeln, um ohne Vorplanung einen passenden Stop, gerne mit Cafe, Laden oder Tankstelle in der Nähe einlegen zu können. Das wäre für freies Touring vorteilhaft. Leider sind die kleinen Typ2 AC Ladestationen meistens weder beschildert, noch deutlich erkennbar. Nicht umsonst bezeichnen manche diese Art des Fahrens als „Hinterhofsurfen“. Aber es gibt gewisse Wahrscheinlichkeiten, wo solche Ladestationen in kleineren Orten gerne errichtet werden: beispielsweise bei öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern, gerne aber auch auf dem Firmengelände oder Parkplatz grösserer Betriebe! Da lohnt es sich immer, genau hinzusehen.

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2 thoughts on “E-Flow

  1. Vielen Dank, Phil. Es macht Spaß, an Deinem Spaß teilzuhaben.
    Weiterhin gute & sichere Fahrt,
    Dirk

    1. Danke, Dirk! Ja, diesen Spaß habe ich im Augenblick tatsächlich so. Jedesmal wenn ich dieses Raumschiff aus der Garage bugsiere, frage ich mich ob ich im richtigen Film bin, weil im Stand ist der CE 04 heftig schwer und groß, aber sobald man Tempo aufnimmt, verfliegt das sofort, und man erlebt fahrerische Leichtigkeit im Einklang mit technischer Präzision und genialer Kontrolle. Das haben die sehr gut gemacht bei BMW. Ich bereue nichts, auch wenn diese Preisklasse bisher nicht meine Kragenweite war.

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