E-MTB

Neuigkeiten in der Garage waren letztens angekündigt. Heute nach Büroschluß war es so weit. Ein großes Paket stand im Hausgang und wartete auf das Unboxing. Das neue Rad mit Bosch Pedelec-Antrieb kam serienmäßig ohne Display. Deshalb wurde direkt beim Erstaufbau ein extra Kiox 500 Display mit Halter verbaut.

Idee

Erstmals überhaupt ging es nicht um ein sportlich leichtes Fahrrad, sondern der Wunsch war, ein kleines bisschen an die lang zurückliegenden Jahre mit Endurosport anzuknüpfen, elektrisch, nervfrei, umweltschonend und legal, minimalistisch und ohne Extraaufwand oder laufende Kosten.
Gefragt war ein Mountainbike mit starkem Pedelecantrieb, und so etwas war Premiere bei mir. Das Gewicht war zweitrangig. Federung war nicht wichtig. Bergauftraktion holt man wenn nötig über abgesenkten Reifendruck dicker Reifen, ähnlich wie beim Fatbike. Bergab-Speed bleibt fahrradmässig, kein Irrsinn. Bergauf sollen mit Hilfe des Hilfsantriebs und des tendentiell langen Radstands die fahrradtypischen Limits ausgedehnt werden. Soviel zum Plan.
Sowohl das Rad als auch das Display waren als stark vergünstigte Angebote zu bekommen, was diesen Kauf ermöglicht hat. Nichtsdestotrotz stehen demnächst zwei Fahrräder der Garage zum Verkauf.

Unboxing

Das Rad wurde also aus der Box sorgsam aufgebaut anhand des Hersteller-Unboxing-Videos. Dabei wurde sogleich auch das Kiox 500 Display montiert. Die Sache mit dem neuen Bosch Smart System gefällt mir. Bosch hat sich weiterentwickelt. Die Konfiguration, Einrichtung und Smartphone Connectivity des Systems funktioniert beeindruckend gut. Leider wird – anders als beim Steps System – keine Verbindung zum Sigma oder Garmin Radcomputer/Navi unterstützt. Man kann immer noch Fahrtaufzeichnungen als .fit Datei aus der Bosch Flow App exportieren und bei Garmin Connect importieren, wenn man kein zusätzliches eigenständiges Navi am Lenker verwenden möchte. Dabei gibt es einen Haken: Sollten diese von der Bosch Flow App generierten .fit Dateien in Garmin Connect beim Hochladen abgelehnt werden, dann kann man die .fit Dateien online reparieren, als .tcx Datei aus dem Reparaturtool downloaden, und sie dann erfolgreich bei Garmin Connect als Aktivität hochladen. Ein solches Online-Tool wäre beispielsweise https://gotoes.org/, und das funktioniert bei mir definitiv. Danke dafür! Leider wird die Herzfrequenz von der Bosch Flow App nicht aufgezeichnet, selbst wenn sie mittels eines gekoppelten Bluetooth Brustgurtes ausgelesen und im Kiox Display während der Fahrt angezeigt wird. Also alles in allem wird man wohl doch noch einen GPS Radcomputer mitführen, auch wenn man dann auf die Trittleistung aus dem Bosch System in der Aufzeichnung verzichten muss.

Fahren

Die erste kleine abendliche Proberunde war ein Hammer. Der aktuelle Bosch CX Gen 4 Antrieb ist ein Traum. Das 24kg Rad auf grobstolligen Reifen beschleunigt extrem leichtfüssig, bereits in den „schwächeren“ Modi. Der Antrieb hat ordentlich Leistung, und gleichzeitig regelt er angenehm und feinfühlig, bei minimalen Nachschieben in den stärkeren Modi (bei Offroadeinsatz kann das hilfreich sein). Die 24kg des Rades stören mich beim Fahren nicht. Ich hätte es nicht geglaubt, wenn man es mir erzählt hätte. Das Rad lässt sich zudem leichtfüssig aus der unterstützten Zone hinausbeschleunigen, ohne gefühlte Wand, und selbst langsam bergauf bleibt es ggfs. dank der grossen Übersetzungsbandbreite ohne Hilfsantrieb fahrbar, anders als mein Alpenchallenge, welches ohne Antrieb bergauf schwierig zu fahren ist wegen der sehr langen Übersetzung. Das hat mich überrascht. Geradezu ideal für mich ist die Geometrie und Ergonomie mit kurzem Vorbau bei vergleichsweise langem Oberrohr und 460mm langen Kettenstreben mit insgesamt langem Radstand. Das bietet einen idealen Kompromiss zwischen sportiver und angenehmer Sitzposition bei guten Klettereigenschaften. Die relativ preisgünstige Fox AWL Gabel funktioniert ebenfalls super. Diese moderne Grossrad-E-MTB Klasse hatte ich unterschätzt.
Dazu gibt es die lang vermisste Bosch-Eigenleistungsanzeige, und die habe ich wirklich vermisst. Die Abregelgeschwindigkeit ist bei diesem Pedelec präzise eingestellt, also nicht unnötig defensiv. Und die Geschwindigkeitsanzeige am Bosch Display ist realistisch, im Vergleich mit einem GPS Radcomputer. Es gibt erfreulicherweise keine auffällige Übertreibung bzw. Voreilung. Das war bei meinem letzten Bosch Pedelec ein Schwachpunkt. Die gesamte Antriebstechnik des Rades überzeugt, und das elegante flache und leichte (und abnehmbare) Kiox 500 Display gehört für mich dank der leuchtenden Farben, der superscharfen Darstellung und dem perfekt schwarzen Hintergrund – selbst bei Sonnenlicht – zu den besten Anzeigeinstrumenten, die ich gesehen habe. Bosch kann Display. Die einfache, smartphonegestützte Navigationsfunktion ohne Kartenbild ist super gemacht und 100% praxistauglich, solange man sich nicht mit Hilfe einer Karte komplett neu orientieren muß. Update: Mit der App Version 1.23.6 wurde sie perfektioniert, so daß ich inzwischen von einer integrierten Onboard-Navigation bei Smartphone-Koppelung sprechen würde, vergleichbar zum CE 04 Roller.

Visuell

Das Rad ist schnörkellos gestaltet mit einem eher klassischen – aber MTB-mässig steilen – Rahmendreieck aus unterschiedlich profilierten Alurohren. Im Unterrohr ist ein 750Wh Power Tube Akku fest verbaut. Das Rad ist wuchtiger als herkömmliche Mountainbikes, es ist länger und hat ERTRO 622 Felgen mit 65mm breiten Reifen. Der 35mm Lenker in einem sehr breiten und kurzen Vorbau passt bestens dazu. Zusammen mit dem starken Antrieb findet man so tatsächlich Enduro-Gene vor, quasi MTB++. E-MTBs mit gefedertem Hinterbau, fetten Gabeln (38mm Standrohre und mehr), superdicken Stollenreifen würden da noch einiges draufsetzen und konkurrieren visuell wirklich fast mit Sportenduros. Preislich wäre sowas bei mir nicht drin, der technische Aufwand wäre mir zu gross, und für meine Einsatzweise wäre es übertrieben.
Die seidenmatte hellgraue Lackierung des neuen Rades gefällt mir; genau meine Farbe. Allerdings ist die Farbe sehr pflegeintensiv. Man sieht darauf jeden Schmierer. Als notorischer Fahrradpfleger erhöht das meinen Putzaufwand merklich.

ABS

ABS am Fahrrad finde ich einen spannenden Schritt im Fahrrad-Fahrzeugbau, speziell nach durchwachsenen Erfahrungen mit billigen Motorrad-ABS in Budget-Bikes und dem im Vergleich höheren Schwerpunkt bei Fahrrädern. Vom Eingreifen des ABS war anfangs bei trockenen Verhältnissen wenig zu bemerken, anders als bei Motorrad-Systemen. Spätere Fahrten bei Nässe, Schlamm, nassem Schotter haben das Eingreifen vom ABS dann spürbar gemacht. Es regelt progressiv, macht also bei plötzlichen übertrieben starken Bremsungen auf weichem Untergrund erstmal auf, bevor das Vorderrad wegrutscht, geht dann aber schnell wieder ans mögliche Limit, bei dem man auf rutschigem lehmigen schottrigen Boden mit dem notwendigen ganz leichten Schlupf stark bremst. Dabei spürt man die Regelvorgänge als eine Art subtil sanftes Klicken im Hebel, anders als das grobe ABS Rattern bei manchen Motorrädern. Coole Sache. Das vordere Laufrad wird es danken. Das System loggt übrigens ABS Aktivierungen mit, also man sieht am Kiox Display gleich, ob es aktiv war oder nicht.

Bei Stubenberg

Ausprobier-Runde im Video

Connect Modul

Das Rad ist mit dem Bosch Connect Modul ausgestattet, welches GPS Tracking via Funknetz (LTE) sowie Bewegungserkennung bietet. Diese Services sind im ersten Jahr noch gratis, dann kostenpflichtig. Man kann den Standort des Rades sowie den Ladezustand von überall am Smartphone checken, sofern GPS Empfang und Funknetzempfang beim Rad besteht. Zudem lässt sich das Kiox Display als Sicherung konfigurieren. Ohne genau dieses Display bleibt der Antrieb deaktiviert. Darüberhinaus gibt es einen akustischen Alarm und eine sofortige Benachrichtigung am Smartphone, wenn das Rad im gesperrten Zustand bewegt wird.

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