Ladeprobleme beim CE 04 nach Softwareupdate (wegen mehrerer Ladeabbrüche unterwegs) führten erneut zu einem längeren Werkstattaufenthalt des E-Rollers. Diesmal hat BMW allerdings durch eine beschleunigte Abwicklung sichergestellt, daß ich den Roller vor meinem Sommerurlaub zurück bekomme. Danke dafür!
Es gäbe im Falle des Falles ein Backup in der Garage, die 2020er MT125, und über diese sinniere ich in diesem Blogartikel ein wenig. Die MT125 hat vor längerem bereits eine neue Sekundärkette erhalten. Das war wichtig. Seither läuft sie gut. TÜV wurde gerade erneuert. Ein neuer Hinterreifen ist bestellt und kommt nächste Woche drauf.
Die heutige Tour
Wir sind heute gemeinsam eine wunderbare Runde zum Aussichtsturm Lichtenberg und zurück über das Glastal mit einem dortigen angenehmen Restaurantbesuch gefahren. Bei dieser sommerlich heißen Runde zusammen mit meiner Frau zeigte sich die kleine MT als supereinfach spielerisch zu fahrendes Leichtgewicht mit enormer Reichweite dank 10l Tank bei 1,9l/100km Verbrauchsschnitt und guter Eignung für schmale kurvige Kleinstraßen. Ja, es verbrennt und knattert, aber es wäre ein akzeptabler Kompromiss für kommende Urlaubstouren. Die Zuverlässigkeit wäre kein Thema bei Yamaha. Jeden Gedanken an Ladepausen und -stationen kann man bei theoretisch bis zu 500km Reichweite mit einer Tankfüllung, praktisch jedenfalls sicheren 400km verwerfen. Das entspannt beim planenden Fahren, selbst wenn man elektrisches Fahren gewohnt ist und vorzieht. Allerdings: bei größeren Höhen, Passüberfahrten usw. flucht man mit der 125er. Da geht die verfügbare Motorleistung dann echt gegen „Null“. Und bei großer Hitze ist ein Verbrenner nun mal das unpassendste überhaupt. Der kleine 125er Motor strahlt glücklicherweise bei weitem weniger Hitze ab wie so ein bullernder Fullsize Motorradmotor.
Fahrerisch ist es invers zum CE 04. Meine Frau meint hinterherfahrend, daß ich deutlich „langsamer“ fahre und sie mir besser folgen kann, was ich subjektiv nicht bestätigen würde, da ich mit dem CE 04 definitiv das Spitzentempo stark drossle zum Stromsparen, mit der 125er hingegen das mögliche Tempo ausfahre. Aber die gewaltige spontane Beschleunigung des E-Rollers steht bei der 125er nicht zur Verfügung. Also ich fahre mit viel weniger Tempovariation. Dieser Effekt ist wohl recht stark, und den nimmt man vielleicht als Fahrer nicht genügend wahr. Mit dem CE 04 zieht man halt echt komplett schmerzfrei und ohne jedes Inferno bei jeder Möglichkeit weg. Mit der 125er muß ich hingegen darauf achten, am Kurvenausgang nicht umzufallen, denn Rausbeschleunigen geht nicht. Es wird ausschliesslich über den Schwung gefahren. Die Kiste wirkte heute nicht lahm, sondern ermöglichte genussvolles Kleinstraßentouring bei eben 125er-mäßiger Fahrdynamik. Überholen war zum Glück nicht nötig. Das wäre die Crux mit der 125er.
Inzwischen habe ich mir mal die Mühe gemacht, ein kurzes Landstraßenvideo mit der MT 125 anzufertigen, wo man die Fahrcharakteristik hoffentlich erkennen kann. Einerseits leichtfüssig, spielerisch, supereasy zu fahren, andererseits mühsam lärmig und zuweilen gequält. Die Fahrweise im Video war etwas forcierter als bei obiger ruhig gefahrener Tour, und das macht dann wohl auch den Unterschied, ob man die kleine MT als eher angenehm oder eher unangenehm empfindet. Für lange anspruchsvolle abgelegene Traumstrassentouren, wo es ums Durchhalten und -kommen geht, nehme ich die 125er. Da muss man nicht unbedingt die volle Drehzahl fahren. Dafür ist sie super sparsam und total leichtgängig zu fahren. Für die zügigere kurze Hausrunde hingegen lasse ich die Finger davon. Da nervt die kleine MT aufgrund des drehzahlbedingten Fahrlärms und der mangelnden Beschleunigung.
Es hat wenig Sinn, unsere 140kg Einzylinder 15PS 125er mit dem 240kg 42PS Elektro-CE04 zu vergleichen. Da ich hier ersteres als Notfall-Backup für letzteres verwende, kann man dennoch mal ein Vergleichsvideo (identische Helmkamera-Position, Originalton ohne Musik, leider nur 2,7K Rendering) heranziehen. Ähnliche Strecken, gleicher Fahrer, vergleichbare Fahrweise, beim CE 04 allerdings nur ECO Modus (max. 29PS, das reicht mir normalerweise aus). Daß ich Touren trotz der nötigen Ladestopps lieber mit dem CE 04 fahre, ist so vielleicht besser nachfühlbar.
Perspektive E-Roller
[Update] Ein interessanter Artikel der FAZ ist erschienen, gefunden via elektroroller-forum.de [Update: siehe auch https://www.motorradonline.de/roller/bmw-patente-elektro-roller-mit-dach-ohne-helmpflicht/]. Hier steht in der Zusammenfassung zu lesen (Artikel ist leider hinter Paywall), daß BMW offenbar weiterhin Elektroroller, nicht aber Elektromotorräder bringen will. Zudem ist vom Revival des C1 die Rede, der coole Dachroller ohne Helmpflicht. Es gab vor langer Zeit bereits eine sehr spannende und visuell attraktive Elektrostudie davon, dann hat man aber nichts mehr gehört. Zum C1 kann ich selbst nichts sagen, abgesehen davon, daß ich sowas ziemlich interessant finde und es gerne in der Praxis ausprobieren würde (Energieeffizienz, Aerodynamik, Fahrdynamik, Agilität, hat das noch die Leichtigkeit des Motorradfahrens).
Der wichtige Punkt liegt für mich eigentlich darin, daß der CE 04 vermutlich auch weiterhin konkurrenzlos bleiben wird, sowohl was die Technik, als auch was den Preis angeht. Das bedeutet, wer technisch ausgereift Elektromotorrad fahren will, bei adäquater etablierter Grossserientechnik und einem guten Servicenetz, hat wohl weiterhin keine Alternative in der Preisklasse des CE 04. Für mich erfüllt der CE 04 aufgrund seiner Chassisauslegung und speziellen Konstruktion, auch der Sitzbank viele Aspekte eines Tourenmotorrades. Und das bedeutet, daß der Plan sinnvoll sein wird, dieses Fahrzeug möglichst lange zu halten. Wenn BMW wirklich das oben beschriebene Ziel verfolgt, sehe ich für die nächsten Jahre keine Veranlassung zu irgendeinem Umstieg.
